entsprungen und der eigenen Überzeugung gemäß sind, sind sie zu ihrer aufgestellten Behauptung gelangt, sondern nur um diese letztere zu stützen, gebrauchen sie auswahllos die von anderen Leuten durchdachten Folgerungen.
Das alles konnte ich mir zwar damals, wenn ich mit meinem Vater über das Thema Krieg und Frieden stritt, nicht so ganz klar machen; erst später habe ich mir angewöhnt, den Verrichtungen des Geistes im eigenen und im Kopfe anderer beobachtend nachzuspüren. Ich erinnere mich nur, daß ich immer höchst ermüdet und abgespannt aus diesen Diskussionen hervorging, und jetzt weiß ich, daß diese Ermüdung von dem „Im-Kreise-nachlaufen“ kam, zu welchem mich meines Vaters Streitweise zwang. Der Schluß war dann doch jedesmal ein seinerseits mit mitleidigem Achselzucken gesprochenes „Das verstehst Du nicht“, welches – da es sich um militärische Dinge handelte – im Munde eines alten Generals, einer jungen Frau gegenüber, gewiß sehr gerechtfertigt klang.
Neujahr 1866. Wieder saßen wir alle – bei Punsch und Faschingkrapfen – um meines Vaters Tisch versammelt, als die erste Stunde dieses verhängnisvollen Jahres schlug. Es war ein heiteres Fest. Zugleich mit Sylvester feierten wir eine Verlobung: Konrad und Lilli. Als der Zeiger auf Zwölf wies und auf der Straße einige Freudenschüsse losgingen,
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 1, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/293&oldid=- (Version vom 31.7.2018)