gehalten … Es ist wirklich glänzend, über welche Streitmacht wir verfügen … da kann sich der arrogante Preuße verstecken. – Mit 800 000 Mann sind wir stündlich bereit, auszurücken. Und Benedek, unser tüchtigster Stratege, wird Oberfeldherr mit unbeschränkter Vollmacht … Ich sag’ Dir’s im Vertrauen, Kind: Schlesien ist unser, wenn wir nur wollen“ …
„O Gott, o Gott“, – stöhnte ich – „soll denn wieder diese Geißel über uns kommen! Wer – wer kann denn nur so gewissenlos sein – aus Ehrgeiz, aus Ländergier –“
„Beruhige Dich. Wir sind nicht so ehrgeizig – noch sind wir ländergierig. Wir wollen – (das heißt ich gerade nicht, mir wäre die Wiedergewinnung unseres Schlesiens schon recht) aber die Regierung will Frieden halten – das hat sie oft genug versichert. Und der ungeheuere Stand unserer aktiven Armee, wie derselbe aus den im gestrigen Kriegsrat dem Kaiser vorgelegten Mitteilungen sich ergibt, wird allen anderen Mächten gehörigen Respekt einflößen … Preußen wird wohl zu allererst klein beilegen und aufhören, das große Wort führen zu wollen … Wir haben, Gott sei Dank, in Schleswig-Holstein auch noch mitzureden – und werden sicher nie dulden, daß sich der andere Großstaat durch allzustarke Machtausdehnung eine überwiegende Stellung in Deutschland erringe … Da handelt es sich um unsere Ehre, um unser „prestige“ – vielleicht um unsere Existenz – das verstehst Du nicht … Das Ganze ist ja doch nur ein Hegemoniestreit – um das miserable Schleswig handelt es sich
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 1, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/300&oldid=- (Version vom 31.7.2018)