Prahlereien und auch den Berichten und Nachrichten für Wahrheitswert beizumessen ist. Das ist lehrreich.
Vom nördlichen Kriegsschauplatz.Aus dem Hauptquartier der Nord-Armee wird unterm 25 Juni über den Feldzugsplan (!) der Preußen geschrieben: „Nach den neuesten Nachrichten hat die preußische Armee ihr Hauptquartier nach dem östlichen Schlesien verlegt. (Folgt in dem gewöhnlichen taktischen Stile eine längere Aufzählung der von dem Feinde projektierten Bewegungen und Stellungnahmen, von welchen der Herr Berichterstatter gewiß ein klareres Bild vor Augen hatte, als Moltke und Roon). Es scheint demnach in der Absicht der Preußen zu liegen, hierdurch dem Vormarsch unserer Armee gegen Berlin durch den eigenen zuvorzukommen, was ihnen jedoch bei den getroffenen Vorkehrungen (welche „unser Spezial-Korrespondent“ ebenfalls genauer kennt, als Benedek) schwerlich gelingen dürfte. Mit vollstem Vertrauen kann man günstigen Berichten von der Nord-Armee entgegen sehen, die, wenn sie auch nicht so schnell, als die Sehnsucht des Volkes sie erwartet, einlaufen, dafür aber um so bedeutender und inhaltsreicher sein werden.“
„… Einen hübschen Zwischenfall bei dem Durchmarsch österreichischer Truppen italienischer Nationalität durch München, erzählt die Neue Frankfurter Zeitung wie folgt: Unter den durch München gekommenen Truppen befinden sich Linienbataillone, sie wurden wie die übrigen durch die bayerische Hauptstadt gekommenen Truppen, in einem dem Bahnhof nahegelegenen Wirtschaftsgarten bewirtet. Jedermann konnte sich überzeugen, daß diese Venezianer unter Jubel ihre Kampfeslust gegen die Feinde Österreichs kundgaben. (Vielleicht hätte auch „Jedermann“ denken können, daß betrunkene Soldaten sich willig für das begeistern, was ihnen zur Begeisterung angeboten wird.) In Würzburg war der Bahnhof angefüllt mit der Mannschaft eines österreichischen Linien-Infanterieregiments. So viel wahrnehmbar, bestand die ganze Mannschaft aus Venezianern. Gleichfalls freundlich aufgenommen (das heißt gleichfalls betrunken), konnten
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/019&oldid=- (Version vom 6.11.2018)