Was mit den Alten geschehen – ich weiß es nicht. Vermutlich unter den Trümmern begraben; das Haus war eins der ersten, welches in Brand geschossen wurde. Der Kampf auf offenem Felde ist schaurig genug, aber der Kampf inzwischen menschlicher Wohnstätten ist noch zehnmal grausiger. Stürzendes Gebälk, aufschlagende Flammen, erstickender Rauch – vor Angst tollgewordenes Vieh – jede Mauer Festung oder Barrikade, jedes Fenster Schießscharte … Eine Brustwehr habe ich da gesehen, die war aus Leichen gebildet. Da hatten die Verteidiger alle in der Nähe liegenden Gefallenen aufeinandergeschichtet, um, so geschützt, darüber auf den Angreifer hinwegzuschießen. Diese Mauer vergesse ich wohl im Leben nicht: … Einer, der als Ziegel diente – zwischen den anderen Leichenziegeln eingepfercht – der lebte noch, bewegte die Arme. – – –
„Lebte noch“: das ist ein Zustand – im Krieg in tausend Varianten vorkommend – der die maßlosesten Leiden in sich birgt. Gäb’ es irgend einen Engel der Barmherzigkeit, der über den Schlachtfeldern schwebte, er hätte vollauf zu thun, den armen Wichten – Mensch und Tier – die „noch lebten“, den Gnadenstoß zu geben.“
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„Heute hatten wir ein kleines Kavalleriegefecht auf offenem Felde. Da kam ein preußisches Dragonerregiment im Trab einher, deployierte in Linie und, die Pferde fest im Zügel, den Säbel über dem Kopf, ritten sie in kurzem Galopp gerade auf uns zu. Wir
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/039&oldid=- (Version vom 31.7.2018)