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beschrieben haben, war die Nacht, welche auf die Schlacht folgt – diese Scenen haben sich bei Sternenschein abgespielt –“

„Und bei Fackelschein. Die vom Sieger zum Durchsuchen des Schlachtfeldes ausgeschickten Patrouillen tragen Fackeln und Laternen. Und rote Laternen ragen an Signalstangen empor, um die Orte zu bezeichnen, an welchen fliegende Hospitäler errichtet worden sind.“

„Und der nächste Morgen – wie zeigt der die Wahlstatt?“

„Beinah noch fürchterlicher. Der Gegensatz von dem helllächelnden Tagesgestirn zu der grausigen Menschenarbeit, die es beleuchtet, wirkt doppelt schmerzlich. Des Nachts hatte das ganze Schreckbild etwas gespensterhaft-phantastisches, bei Tag ist es einfach – trostlos. Jetzt erst sieht man die Massenhaftigkeit der umherliegenden Leichen: auf den Straßen, zwischen den Feldern, in den Gräben, hinter Mauertrümmern; überall, überall Tote. Geplündert, mitunter nackt. Eben so die Verwundeten. Diese, welche trotz der nächtlichen Arbeit der Sanitätsmannschaften noch immer in großer Zahl umherliegen, sehen fahl und zerstört aus, grün und gelb, mit stierem, stumpfsinnigem Blick; oder aber unter wütenden Schmerzen sich krümmend, flehen sie Jeden an, der in die Nähe kommt, daß er sie töte. Schwärme von Aaskrähen lassen sich auf die Wipfel der Bäume nieder und verkünden mit lautem Gekrächz das lockende Festmahl … Hungrige Hunde aus den Dörfern kommen herbeigerannt und lecken das

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/068&oldid=- (Version vom 31.7.2018)