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Ja – so war es. Erst gestern, spät am Abend, war Friedrich mit einem Verwundetentransporte von Böhmen nach Wien und von dort hierher gebracht worden. Er hatte eine Kugel in das Bein bekommen, eine Wunde, die ihn augenblicklich dienstunfähig und pflegebedürftig machte, die jedoch gänzlich ungefährlich war.

Aber auch die Freude ist schwer zu ertragen. Die mir von meinen Schwestern so unvorbereitet zugeworfene Nachricht: „Friedrich ist da“ wirkte ebenso, wie die Schrecknisse der vergangenen Tage: sie raubte mir die Besinnung.

Man mußte mich aus dem Wagen in das Schloß tragen und zu Bett bringen. Hier verbrachte ich – war es die Nachwirkung des Narkotikums, war es die Heftigkeit des Freudenschlages? – mehrere Stunden in bald schlafender, bald delirierender Bewußtlosigkeit. Als ich zu mir kam und mich in meinem Bette sah, da glaubte ich, daß ich aus einem schweren Traum erwachte und daß ich von Grumitz gar nicht fortgekommen war. Der Brief Bressers, mein Entschluß nach Böhmen abzureisen, meine Erlebnisse dortselbst – die Rückfahrt, die angekündigte Heimkehr Friedrichs: Alles nur geträumt …

Ich blickte auf. Am Fuße des Bettes stand meine Kammerjungfer.

„Ist mein Bad bereit?“ fragte ich, „ich will aufstehen.“

Jetzt stürzte aus einer Ecke des Zimmers Tante Marie hervor:

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/104&oldid=- (Version vom 31.7.2018)