Die Pläne, welche wir miteinander, Friedrich und ich, für die Zukunft schmiedeten, waren folgende: nach Beendigung des Krieges Austritt aus dem Militärdienst und Zurückziehung nach einem kleinen, billigen Ort, wo Friedrichs Obersten-Pension und meine Zulage genügen konnten, unseren kleinen Haushalt zu bestreiten. Wir freuten uns auf dieses einsame, selbstständige Beisammensein, wie ein Paar junge Verliebte. Durch die zuletzt durchgemachten Ereignisse hatten wir wieder so recht gelernt, daß wir uns gegenseitig die Welt bedeuteten[WS 1]. Der kleine Rudolf war übrigens aus dieser Gemeinschaft nicht ausgeschlossen. Seine Erziehung sollte als eine Hauptaufgabe unsere geplante Existenz ausfüllen. Nicht müßig und zwecklos wollten wir die Tage dahinleben; da hatten wir unter Anderem eine ganze Liste von Studien aufgestellt, die wir gemeinschaftlich pflegen wollten. Unter den Wissenschaften war es namentlich ein Zweig der Rechtswissenschaft, nämlich das Völkerrecht, dem sich Friedrich ganz besonders zu widmen vornahm. Er beabsichtigte, fern von allen utopistischen und sentimalen Theorien, die praktische, die reale Seite des Völkerfriedens zu untersuchen. Durch die Lektüre Buckles – zu welcher ich ihm den Anstoß gegeben – durch die Bekanntmachung mit den neuesten naturwissenschaftlichen Errungenschaften, welche ihm durch die Bücher Darwins, Büchners und Anderer geoffenbart worden, hatte sich ihm die Überzeugung erschlossen, daß die Welt einer neuen Erkenntnisphase entgegen geht; und diese Erkenntnis in möglichster Fülle sich anzueignen, das schien
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: bedenteten
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/126&oldid=- (Version vom 31.7.2018)