sagt der Dichter. – Doch das gehört nicht hierher: mir hatte der Kaiser den Oberbefehl nicht übergeben, also bin ich auch an den taktischen Mißerfolgen unschuldig – die Generäle sollen sehen, wie sie sich mit ihrem obersten Kriegsherrn und wie mit ihrem eigenen Gewissen abfinden – wir Offiziere und Truppen haben unsere Pflicht gethan; es hieß sich schlagen, und wir haben uns geschlagen. Und das ist ein eigenes Hochgefühl … Schon die Erwartung, schon diese Spannung, wenn man auf den Feind stößt und wenn es heißt: jetzt geht es los … Dieses Bewußtsein, daß in dem Augenblicke ein Stück Weltgeschichte sich abspielt – und dann der Stolz, die Freude am eigenen Mut – rechts und links der Tod, der große, geheimnisvolle, dem man männlich trotzt –“
„Ganz wie der arme Gottfried Tessow“, murmelte Friedrich für sich … „nun ja – es ist ja dieselbe Schule –“
Konrad fuhr mit Eifer fort:
„Das Herz schlägt höher, die Pulse fliegen, es erwacht – und das ist die eigentliche Verzückung – es erwacht die Kampflust, es lodert die Wut – der Feindeshaß – zugleich die brennendste Liebe für das bedrohte Vaterland, und das Voranstürmen, das Dreinhauen wird zur Wonne. Man fühlt sich in eine andere Welt versetzt, als die, in der man aufgewachsen, eine Welt, in der alle die gewohnten Gefühle und Anschauungen in ihr Gegenteil verwandelt worden sind: das Leben wird zum Plunder, Töten wird zur Pflicht. Die Ehre, das Heldentum, die großartigste Selbstaufopferung
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/132&oldid=- (Version vom 31.7.2018)