„Brav, mein Junge!“ rief mein Vater, von diesen Worten entzückt.
Ich konnte das Entzücken nicht teilen. Alle diese Phrasen, in welchen mit dem Leben – dem der anderen und dem eigenen – so geringschätzig und prahlerisch herumgeworfen wird, haben mir einen widerlichen Klang. Doch war ich von Herzen froh, daß die Sache so abgelaufen. Wie entsetzlich wäre es doch für meinen armen Vater gewesen, wenn diese Leute den vermeintlichen Missethäter ohne weitere Umstände gleich abgestraft hätten. Da würde der unselige Krieg, von dem unser Haus bisher verschont geblieben, es doch noch ins Unglück gestürzt haben …
Die betreffende Abteilung war richtig gekommen, Quartier zu machen. Schloß Grumitz war ausersehen, zwei Oberste und sechs Offiziere des preußischen Heeres zu beherbergen. Im Dorfe sollte die Mannschaft untergebracht werden. Zwei Mann wurden im Schloßhof als Wache aufgestellt.
Ein paar Stunden nach den Quartiermachern zogen die unfreiwilligen und ungeladenen Gäste schon bei uns ein. Wir waren seit mehreren Tagen auf den Fall vorbereitet gewesen und Frau Walter hatte dafür gesorgt, daß alle Gastzimmer und -Betten bereit standen. Auch der Koch hatte genügende Vorräte herbeigeschafft und der Keller barg eine erkleckliche Anzahl voller Fässer und alten Flaschen: den Herren Preußen sollte es bei uns an nichts fehlen.
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/139&oldid=- (Version vom 31.7.2018)