„Nicht nur um Einzelschicksale handelt es sich, Martha. Auch im Großen und Ganzen bringt der Krieg – für Jene, die siegen – einen großen Gewinn, also einem ganzen Volke. Man muß Heinrich darüber reden hören. Er sagt, Preußen stehe jetzt groß da – in dem Heere herrsche allgemeiner Jubel und begeisterte Dankbarkeit und Liebe zu den Feldherren, die es zum Siege geführt … dadurch ward der deutschen Gesittung, dem Handel, oder sagte er dem deutschen Wohlstand – ich weiß nicht mehr genau … die historische Mission … kurz, man muß ihn reden hören.“
„Warum spricht Dein Bräutigam nicht lieber von eurer Liebe, statt von politischen und militärischen Dingen?“
„O wir sprechen von Allem – und Alles, was er sagt, klingt mir wie Musik … Ich fühle es ihm so gut nach, daß er stolz und selig ist, diesen Krieg für König und Vaterland mitgefochten –“
„Und sich dabei als Beute ein so verliebtes Bräutchen geholt zu haben,“ ergänzte ich.
Dem Vater gefiel sein künftiger Schwiegersohn sehr gut – und wem hätte der prächtige junge Mensch nicht gefallen sollen? Er erteilte ihm jedoch seine Sympathie und seinen Segen unter allerlei Verwahrungen und Vorbehalt:
„Sie sind mir als Mensch und Soldat und als Prinz in jeder Hinsicht schätzenswert, lieber Reuß“ so sagte er zu wiederholten Malen und in verschiedenen Redewendungen, „aber als preußischer Offizier kann ich Sie natürlich nicht leiden und ich behalte mir – trotz
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/149&oldid=- (Version vom 31.7.2018)