vor dem Krieg den bekannten Satz geäußert: „Mit nassen Fetzen werden wir die Preußen verjagen?“ Ach wie wahnwitzig und frevlerisch, wie schrill mißtönig klingt doch jedes vor dem Kriege gesprochene Aufreizungswort, wenn man sich’s an solcher Stelle wiederholt! Worte: – weiter nichts – Prahlworte, Hohnworte, Drohworte – gesprochen, geschrieben und gedruckt – die nur haben dieses Feld bestellt …
Wir gehen weiter. Überall mehr oder minder hohe, mehr oder minder breite Erdhügel … auch da, wo der Boden nicht erhaben ist, auch unter unseren Füßen modern vielleicht Soldatenleichen – – –
Immer dichter rieselt der Nebel:
„Friedrich – setze doch Deinen Hut auf: Du wirst Dich erkälten.“
Friedrich aber blieb unbedeckt – und ich wiederholte meine Mahnung kein zweites Mal.
Unter den Leidtragenden, die hier umher wandelten, befanden sich auch viele Offiziere und Soldaten; wahrscheinlich solche, die den heißen Tag von Königgrätz selber mitgemacht und jetzt an die Stelle gepilgert waren, wo ihre gefallenen Kameraden ruhten.
Jetzt waren wir an den Platz gelangt, wo die meisten Krieger – Freund und Feind nebeneinander – begraben lagen. Der Platz war – wie ein Kirchhof – umfriedigt. Hierher strömte die größte Anzahl der Trauernden, den auf dieser Stelle war es am wahrscheinlichsten, daß die von ihnen Beweinten da begraben seien. An dieser Umfriedigung knieten und
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/176&oldid=- (Version vom 31.7.2018)