In diesem Ton ging es noch lange fort: bald in öliger Milde, gesenkten Hauptes, mit sanftem Tonfall von Liebe, Himmel, Demut, „Kindlein“, Heil und „köstlichen Dingen“; – bald mit militärischer Kommandostimme, bei stolz in die Brust geworfener Haltung, von strenger Sitte und strammer Zucht – scharf und schneidig – Schwert und Wehr. Das Wort „Freude“ wurde nicht anders als in den Zusammensetzungen Todes-, Kampfes- und Sterbensfreudigkeit gebraucht. Vom feldprobstlichen Standpunkt scheinen eben Töten und Getötetwerden als die vornehmsten Lebensfreuden zu gelten. Alles Übrige ist erschlaffende, sündhafte Lust. Auch Verse wurden deklamiert. Zuerst das Körnersche:
Vater, du führe mich
Führ’ mich zum Siege, führ’ mich zum Tode!
Herr, ich erkenne deine Gebote.
Herr, wie du willst, so führe mich,
Gott ich erkenne dich!
Dann das alte Volkslied aus dem 30 jährigen Kriege:
Kein sel’grer Tod ist in der Welt,
Als wie vom Feind erschlagen,
Auf grüner Au’, im freien Feld,
Darf nicht hören groß Wehklagen.
Im engen Bett, da einer allein
Muß an den Todesreih’n,
Hier aber find’t er Gesellschaft fein –
Fallen wie Kraut im Maien.
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/197&oldid=- (Version vom 31.7.2018)