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Seid was ihr wollt, doch ganz und frei,
Auf dieser Seite wie auf jener,
Verhaßt ist mir die Heuchelei
Der kriegerischen Nazarener.

Aber unser „kriegerischer Nazarener“ sah nicht, was in meinem Geiste vorging; er ließ sich in seinem Redefluß nicht irre machen und als er sich empfahl, da hatte er das Bewußtsein, mich zweier Dinge überführt zu haben; daß der Krieg vom christlichen Standpunkte aus ein gerechtfertigter – und an und für sich eine köstliche Sache sei. Durch diesen rhetorischen Sieg seiner Berufspflicht nachgekommen zu sein und damit dem fremden Herrn Obersten einen beträchtlichen Dienst erwiesen zu haben, war ihm sichtlich sehr befriedigend, denn als er sich zum Gehen erhob und wir ihm unseren Dank für die bereitwillige Bemühung aussprachen, erwiderte er abwehrend:

„Es ist an mir, Ihnen zu danken, mir die Gelegenheit geboten zu haben, durch mein schwaches Wort, dessen ganze Wirksamkeit dem vielfach herangezogenen Worte Gottes zuzuschreiben ist, solche Zweifel zu verscheuchen, welche sowohl der Christin, als der Soldatenfrau nur quälend sein mußten. Der Friede sei mit Ihnen!“

„Ach!“ stöhnte ich, nachdem er sich entfernt hatte, „das war eine Qual!“

„Ja, das war es,“ bestätigte Friedrich. „Besonders unsere Unaufrichtigkeit war mir nicht behaglich – die falsche Voraussetzung nämlich, unter welcher

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/199&oldid=- (Version vom 31.7.2018)