ohnehin auf dieser Welt nicht mehr gefreut – von diesem Schlag konnte ich mich nie mehr erholen … Drüben werde ich die Andern wiederfinden … Konrad und Lilli sind dort auch vereint … es war ihnen nicht bestimmt, auf Erden vereint zu werden … “
„Wäre zu rechter Zeit abgerüstet worden –“ wollte ich zu widersprechen beginnen, aber ich hielt mich zurück: mit dieser Sterbenden konnte ich doch keinen Streit anheben und doch nicht an ihrer Lieblingstheorie „Bestimmung“ zu rütteln versuchen.
„Ein Trost ist mir,“ fuhr sie fort, „daß wenigstens Du glücklich zurückbleibst, liebe Martha … Dein Mann ist aus zwei Feldzügen zurückgekehrt – die Cholera hat euch verschont – es hat sich deutlich erwiesen, daß ihr bestimmt seid, miteinander alt zu werden … Trachte nur, aus dem kleinen Rudolf einen guten Christen und einen guten Soldaten heranzuziehen, damit sein Großvater noch da oben seine Freude an ihm haben möge“ …
Auch darüber schwieg ich lieber, daß ich fest entschlossen war, aus meinem Sohne keinen Soldaten zu machen.
„Ich werde unaufhörlich für euch beten … damit ihr lange und zufrieden lebt. –“
Natürlich hob ich den Widerspruch nicht auf, daß eine „unverrückbare Bestimmung“ durch den Einfluß unaufhörlichen Betens zum Guten gelenkt werden solle, doch unterbrach ich die Arme, indem ich sie bat, sich mit Sprechen nicht anzustrengen, und erzählte ihr, um sie zu zerstreuen, von unseren schweizer und berliner
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/202&oldid=- (Version vom 31.7.2018)