Kampf des Wettbewerbs versammelt; so viel Kunstwerke und Gewerbewunder waren hier zusammengetragen, daß sich in jedem Beschauer der Stolz regen mußte, in so vorgeschrittener, immer noch weiteren Fortschritt versprechender Zeit zu leben: und neben diesem Stolz mußte natürlich auch der Vorsatz entstehen, den Gang solcher genußspendenden Kulturentwickelung nicht mehr durch brutales Vernichtungswüten zu hemmen. Diese hier als Gäste des Kaisers[WS 1] und der Kaiserin[WS 2] versammelten Könige, Fürsten und Diplomaten konnten doch bei all’ den ausgetauschten Höflichkeiten, Freundlichkeiten, Glückwünschen nicht daran denken, nächstens mit ihren Gastgebern oder untereinander Todesgeschosse zu tauschen? … Nein: ich atmete auf. Dieses ganze blendende Ausstellungsfest schien mir die Bürgschaft, daß jetzt eine Ära von langen, langen Friedensjahren begonnen. Höchstens gegen einen Mongolenüberfall oder so etwas dergleichen konnten diese civilisierten Leute noch das Schwert ziehen, aber gegeneinander? – das erlebten wir wohl nimmermehr. Was mich in dieser Auffassung bestärkte, war die Mitteilung, die mir über einen Lieblingsplan des Kaisers gemacht wurde: allgemeine Abrüstung. Ja, das stand bei Napoleon III. fest – ich habe es aus dem Munde seiner nächsten Verwandten und Vertrauten –: bei nächster passender Gelegenheit würde er sämtlichen europäischen Regierungen den Vorschlag unterbreiten, ihren Heeresstand auf ein Minimum herabzusetzen. Das ließ sich hören – das war wohl eine vernünftigere Idee, als diejenige einer allgemeinen Heeresverstärkung. Damit wäre die bekannte
Anmerkungen (Wikisource)
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/218&oldid=- (Version vom 31.7.2018)