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einzufallen sich unterstanden: das war schier Wildheit, Frevel – dem mußte rasch gesteuert werden.

Der interimistische Kriegsminister erläßt ein Dekret, daß alle rüstigen Bürger von dreißig bis vierzig Jahren, welche der Nationalgarde noch nicht angehören, derselben sofort einverleibt werden müssen. Es bildet sich ein Ministerium der Landesverteidigung. Die bewilligte Kriegsanleihe von fünfhundert wird auf tausend Millionen erhöht. Ganz herzerfrischend ist es, wie opferfähig die Leute über das Geld und das Leben der Anderen stets verfügen. Eine kleine finanzielle Unannehmlichkeit macht sich dem Publikum zwar sogleich fühlbar: wenn man Banknoten wechseln will, muß man dem Wechsler zehn Prozent zahlen – es ist nicht so viel Gold vorhanden, als die Bank von Frankreich Noten ausgeben darf.

Und jetzt, deutscherseits Sieg auf Sieg …

Die Physiognomie der Stadt Paris und ihrer Einwohner verändert sich. Statt der stolzen, prahlerischen kampfesfrohen Laune tritt Bestürzung und grimmiger Zorn ein. Immer mehr verbreitet sich das Gefühl, daß eine Vandalenhorde über das Land niedergegangen – etwas Schreckhaftes, Unerhörtes, wie etwa eine Heuschreckenwolke oder sonst eine Naturplage. Daß sie mit ihrer Kriegserklärung diese Plage selber heraufbeschworen, daß sie dieselbe für unerläßlich hielten, – damit ja nicht etwa ein Hohenzollern in ferner Zukunft auf die Idee kommen könne, um den spanischen Thron zu werben – das hatten sie vergessen. Über den Feind kommen entsetzliche Märchen in Umlauf. „Die Ulanen,

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/269&oldid=- (Version vom 31.7.2018)