nicht bei der letzten Ursache angelangt, dasselbe deckt nur den Vorwand, nicht die Ursache zu jenem Kriege. –
Sedan! „Kaiser Napoleon hat seinen Degen übergeben.“
Die Nachricht überwältigte uns. Da war denn richtig eine große, geschichtliche Katastrophe eingetreten. Die französische Armee geschlagen – ihr Führer schwach und matt, so war die Partie denn aus – von Deutschland glänzend gewonnen. „Aus, aus!“ jubelte ich; „gäbe es schon Leute, die das Recht hätten, sich Weltbürger zu nennen, die könnten heute ihre Fenster beleuchten; gäbe es schon Tempel der Humanität, aus diesem Anlaß müßten Tedeums gesungen werden – die Schlächterei ist aus!“
„Frohlocke nicht zu früh, mein Schatz,“ mahnte Friedrich. „Dieser Krieg hat schon lange nicht mehr den Charakter einer auf dem Brette der Schlachtfelder gekämpften Partie – die ganze Nation kämpft mit. Für eine vernichtete Armee werden zehn neue aus dem Boden gestampft.“
„Wäre denn das gerecht? Es sind doch nur deutsche Soldaten ins Land gedrungen, nicht das deutsche Volk – also kann man ihnen nur wieder französische Soldaten gegenüberstellen.“
„Daß Du immer wieder an Gerechtigkeit und Vernunft appellierst – Du Unvernünftige – einem Rasenden gegenüber. Frankreich rast vor Schmerz und Zorn, und vom Standpunkt der Vaterlandsliebe ist sein Schmerz heilig, sein Zorn gerechtfertigt. Was
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/281&oldid=- (Version vom 31.7.2018)