des bosnischen Feldzuges noch nicht wehrpflichtigen Alters – nur dann hätte ich mein Buch noch verlängern müssen. Doch so wie es ist, war es schon schmerzlich genug zu schreiben.“
„Und wohl auch – zu lesen …“ bemerkte Rudolf, in der Handschrift blätternd.
„Das hoffe ich. Wenn dieser Schmerz nur in einigen Herzen thatkräftigen Abscheu gegen die Quelle des hier geschilderten Unglücks weckt, so werde ich nicht vergebens mich gequält haben.“
„Hast Du aber auch alle Seiten der Frage beleuchtet, alle Argumente erschöpft, den Wurzelkomplex des Kriegsgeistes analisiert, die wissenschaftlichen Grundlagen genügend aufgebaut? Hast Du –“
„Mein Lieber, wo denkst Du hin? Ich habe ja nur sagen können, was sich in meinem Leben – in meinen beschränkten Erfahrungs- und Empfindungskreisen abgespielt. Alle Seiten der Frage beleuchtet? Gewiß nicht! Was weiß ich z. B. – ich, die reiche, hochgestellte – von den Leiden, die der Krieg über die Massen des Volkes verhängt? Was kenne ich von den Plagen und bösen Einflüssen des Kasernenlebens? Und die wissenschaftlichen Grundlagen? Wie komme ich dazu, in ökonomisch-sozialen Fragen bewandert zu sein, und diese sind es – so viel weiß ich nur – welche schließlich alle Umbildungen bestimmen … Keine Geschichte des vergangenen und zukünftigen Völkerrechts stellen diese Blätter dar – eine Lebensgeschichte nur.“
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/317&oldid=- (Version vom 31.7.2018)