Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 484.jpg

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auf das Thal gewährt die Hardt und die arme Ruhe, jene südwestlich, diese südöstlich vom Ort. Der Marktflecken ist von Obstgärten umgeben.

Die breiten, wohlunterhaltenen Straßen, welche in gerader Richtung den Ort durchziehen, sind chaussirt und gekandelt. Die Reinlichkeit der Straßen, die Sauberkeit der städtisch aussehenden Häuser, die fast durchgängig freundlich getüncht und wohl unterhalten sind, der Verkehr, der die Straßen belebt, zeugen von einem Wohlstand und Betriebsamkeit, wie sie manchem unter den alten Städtchen des mittleren und unteren Kocher- und Jagstthales zu wünschen wären. Die Abgelegenheit von der Eisenbahn hat offenbar dem Ort keinen Eintrag gethan; seine Anlage ist eine regelmäßige. Die Hauptverkehrsader folgt der Thalsohle und an sie stoßen in rechtem Winkel die Nebenstraßen.

Die Kirche, deren Schutzheiliger nicht mehr bekannt ist, steht mitten im Ort an der Hauptstraße, vor ihr der alte Gottesacker, jetzt ein freier Platz.

Der Thurm über dem Chor ist bis zur Höhe des Dachfirstes massiv gebaut, die obern Stockwerke sind von Fachwerk, die Spitze bildet eine mit Schiefer gedeckte Kuppel, auf der sich noch eine Laterne mit Kuppeldach erhebt. Die Schalllöcher am Thurm sind von eigenthümlicher, muschelförmiger Gestalt.

Der geradlinig abschließende Chor zeigt noch den spätgothischen Stil des 15. Jahrhunderts, das moderne, hübsch restaurirte Schiff der Kirche mit 2 Emporen übereinander hat eine flache, mit Stuckaturarbeit verzierte Decke und hohe, 1849 erweiterte Fenster und aus demselben Jahre rundgewölbte Thüren. Über der großen Kirchthüre im Westen steht eine Inschrift mit dem v. Eybschen Wappen: „Anno 1660 ist diese Kirchen Gott der heiligen Dreifaltigkeit zu Ehren erweitert, erhöht und renovirt worden.

Johann Christoph v. Eyb auf Dörzbach, Vestenberg, Bruckberg, Widersspach und Rammersdorf, freier Reichsritterschaft in Franken Orts Altmühl Hauptmann.

Maria Christina vermählte und geborene von Eyb.

Renovirt 1847 und 1865.“

In der Kirche befinden sich eine ganze Reihe alter Grabdenkmäler und Grabsteine. An der Südwand 1. das Grabmal Moriz von Berlichingen mit der Inschrift: Anno Domini 1504 jar uf Dinstag nach dem gülden Sunntag starb der edel und vest Moritz v. Berlichingen dem got gnad, mit den

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 484. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_484.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)