Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 525.jpg

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zahlreich auf der Markung vorhanden, besonders zu nennen sind der Kreuzbrunnen und der Küfersbrunnen. Im Orte sind ein laufender, 4 Pumpbrunnen und 15 Schöpfbrunnen. Ein Brunnen wird durch eine Leitung mit eisernen Deicheln gespeist. Das Trinkwasser ist von verschiedener Güte und leidet bei Regenwetter unter Berührung mit Jauche. Erdfälle finden sich auf der „Mühlebene“ im Norden und der Lichtung gegen Osten. Kalksteinbrüche sind unbedeutend. Sandsteine werden von auswärts bezogen.

Die Einwohner sind von mittelkräftigem Bau. Kinderkrankheiten treten öfters epidemisch auf. 1874/75 wurde E. von einer sehr starken Typhusepidemie heimgesucht. Gegenwärtig sind zwei Brüder über 80 Jahre, der eine 88, der andere 86 Jahre alt.

Der Nahrungsstand der Einwohner ist gegenüber den Gemeinden der Umgebung mittelmäßig. Der Vermöglichste besitzt 80 Morgen, darunter 15 Morgen Wald, der Mittelmann 40, die ärmere Klasse bis zu 2 Morgen. Auf angrenzenden Markungen besitzt E. 20 Morgen. Güterwechsel ist, unter dem Einfluß der Israeliten, nicht selten.

Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht, Gewerbe. An der Jagst befinden sich die Renkenmühle und die untere Mühle, je mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, am Rötelbach die Bachmühle mit 2 Mahl- und 1 Gerbgang. Mit der Renkenmühle ist eine Sägmühle, mit der untern Mühle eine Hanfreibe verbunden. Es bestehen zwei Schildwirthschaften und zwei Kramläden.

Dem Verkehre dienen die schöne Jagstthalstraße nach Mulfingen-Dörzbach und die Straße nach Simprechtshausen-Bartenstein, welche an einem einsamen, sangesreichen Waldthälchen vorbei auf die Hochebene führt. Über die Jagst führt eine bedeckte Holzbrücke (Stück der Besigheimer Eisenbahnbrücke) auf die Felder, eine steinerne Brücke im Ort über den Rötelbach und zwei hölzerne Stege, sämmtlich von der Gemeinde zu unterhalten.

Die ziemlich ausgedehnte, über Berg und Thal zerstreute Markung hat mittelfruchtbaren Boden, der auf der Höhe Lehm, auf den Thalgehängen Kalkerde enthält. Der bergige Charakter der Markung erschwert den Ackerbau.

Der Weinbau ist gering und seit 80 Jahren stark zurückgegangen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 525. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_525.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)