Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 536.jpg

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wurde 1877/78 von der Gemeinde mit großen Opfern sehr freundlich restaurirt und auch das Äußere verschönert, so daß die Kirche zu den schönsten der Umgegend gehört. Alterthümliches und künstlerisch Werthvolles enthält sie nichts. An der Südwand des Thurmes befindet sich ein Grabdenkmal des in dem Reckertsfelder Wald erschlagenen Jakob Frank v. Vorbachzimmern, † 9. Nov. 1742, und das der drei Kinder des Pfarrer Geidel. Auf dem Thurme befinden sich drei Glocken, von denen die größte die Inschrift hat: Ave Maria gracia plena dominus tecum, benedicta tu in mulieribus und am Kranz unten MVcIX. Die mittlere hat ebenfalls den englischen Gruß in der Schrift des 14. Jahrhunderts. Die kleine aber: Gegossen von C. König in Langenburg 1850.

Die Baulast der Kirche ist durch die Ablösung von der Standesherrschaft Hohenlohe-Bartenstein auf die Stiftung übergegangen.

Das Pfarrhaus, 1752 von der Standesherrschaft Hohenlohe-Bartenstein erbaut, liegt sehr freundlich unten im Thal am Eingang des Dorfes, umgeben von dem hinter dem Hause terrassenartig aufsteigenden Garten. Es ist sehr solid mit dicken Mauern gebaut und in gutem Zustand. Die Baulast hat seit der Ablösung die Staatsfinanzverwaltung.

Das große Schulhaus, von der Kirche durch den dieselbe umgebenden Gottesacker getrennt, hat eine freie Lage oben über dem Dorf. Es wurde 1834 neu erbaut und 1879 beträchtlich vergrößert und hat nun 2 schöne bequem ausgestattete Schulsäle. An der Schule stehen ein ständiger und ein unständiger Lehrer.

Ein Rathhaus ist nicht vorhanden. Die Lokale für die Gemeindebehörden sind gemiethet.

An öffentlichen Gebäuden ist nur noch ein Armenhaus, das 1834 verlassene alte Schulhaus, vorhanden. Die Baulast der Schule gieng durch die Ablösung an die Schulgemeinde über.

Mit Wasser ist das Dorf hinreichend versehen. Es sind 2 laufende öffentliche Brunnen, aber kein Privatbrunnen vorhanden. Vortreffliches Wasser gibt der sog. Schulbronnen.

Das Klima ist verhältnismäßig mild, da die eingeschlossene Lage dem Dorf Schutz gegen kalte Winde gewährt. Schädliche Fröste sind nicht häufig. Hagelschlag kam seit Menschengedenken zum ersten mal wieder 14. Juli 1873 schwer und 1874 leichter. Die Gewitter sind, da sie meist längs der bewaldeten Höhen über das Thal hinwegziehen, nicht häufig.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 536. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_536.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)