Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 545.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wechselndem Besitz kam es in die Hände der Fürsten v. Hohenlohe-Ingelfingen, Fürst Adolf von Hohenlohe-Ingelfingen residirte dort 1819. Jetzt ist es in den Händen 2 Garnberger Familien.

Das Dorf mit seinen bescheidenen Häusern und Häuschen macht einen freundlichen Eindruck. Die einzige Straße, welche durch den Ort führt, ist die Verbindungsstraße mit Künzelsau und der Hochebene.

Die Gemeinde besitzt außer dem Schulhaus noch ein Armenhaus. Mit gutem Trinkwasser ist der Ort genügend versehen; 9 Pumpbrunnen und 1 laufender Brunnen liefern dasselbe. Wette ist keine, dagegen ein kleiner Feuersee vorhanden und ein kleiner periodisch fließender Bach.

Die aufgeweckten, fleißigen Einwohner finden ihre Erwerbsquellen in Feldbau, Weinbau, Viehzucht und besonders im Tagelohn, leben größtentheils in bescheidenen Verhältnissen, haben aber als sparsame Leute ihr gutes Auskommen.

Der Grundbesitz des Vermöglichsten beträgt 80 Morgen, der übrige Grundbesitz ist meist gering, da die Markung klein ist. Im Ort finden sich die nöthigsten Gewerbe.

Die alte Volkstracht ist im Aussterben begriffen. Die Drahthauben finden sich nur noch bei älteren Frauen.

Garnberg hat die kleinste Markung im Bezirk. Der Boden ist mittelfruchtbar und lehmhaltig, in manchen Lagen nicht tiefgründig. Ein Aufschwung der Landwirthschaft ist bei der beschränkten Fläche der Markung und den beschränkten Vermögensverhältnissen kaum zu erwarten.

Der Gartenbau wird nur für das Haus betrieben. Der Weinbau auf der eigenen Markung ist beschränkt. Die meisten Weinberge der Bürger liegen auf benachbarten Markungen.

Auf der Markung sind 100 Morgen Privatwald.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden. Die Brach- und Stoppelweide wird von einem Schäfer, den die Bürger anstellen, mit einheimischen Schafen befahren.

Etwa 200 Schafe (Landrace) laufen Sommer und Winter auf der Markung.


Garnberg[1], ursprünglich Gagernberg, auch Gairenberg, vom Volk gesprochen Gorenberg, war in alter Zeit nur ein Hof, und ein Bestandtheil der Herrschaft Künzelsau, 1301 im Besitz

  1. Vgl. Bauers Aufsatz Ztschr. f. W. F. 6, 276 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 545. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_545.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)