Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 569.jpg

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den nahen Flußthälern des Kochers, der Jagst und Tauber zuziehen. Hagelschlag ist selten.

Der saubere Ort ist durch den Häußernbach oder Hollenbach in zwei Hälften getheilt und liegt etwas erhöht an den beiden Ufern desselben. Die Häuser sind durchgängig wohlgebaut und getüncht, wie auch mit Ziegeldächern versehen. Im nordwestlichen Theil des Dorfes steht, umgeben von Pfarrhaus und Schule und beschattet von einer mächtigen, alten Linde mit 25 Fuß im Umfang, der leider der Sturm die Krone abgebrochen hat, die große Kirche, dem h. Stephanus geweiht. Es ist ein durch verschiedenen Umbau eigenthümlich gestaltetes Gebäude, dessen Schiff erst im vorigen Jahrhundert angebaut ward. Der Chor hat ein zweifaches Kreuzgewölbe in frühgothischem Stil. Auf den Schlußsteinen sieht man ein Eichenblatt und ein fünffaches dreimal zierlich in einander gelegtes Kleeblatt ausgemeißelt.

Der untere Theil des Thurmes war ursprünglich eine Vorhalle, deren Wulste noch wahrnehmbar sind, und wurde zu einer Kapelle mit Kreuzgewölbe und schönen Trägern um 1300 bis 1340 umgebaut.

Das Schiff der Kirche ist geräumig und hell. Der Thurm hat noch 4 Fenster im Rundbogen. Auf demselben hängen drei Glocken, von denen eine von Schweinen in Ozendorf ausgegraben sein soll. Die große hat die Inschrift:

Gottes Wort bleibt ewig,
Glaub dem mit That, bist selig.

Christoph Glockengießer gos mich 1581. Die mittlere Glocke hat oben den Spruch: Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Luc. 11. 15, 28, unten am Rand: Hohenl. Newenstein. Gem. Herrschaft 1672 und auf 2 zierlichen Medaillons an den Seiten die Wappen der Gießer mit der Umschrift: M. Steffan Bruncler und Johannes Arnolt. Die kleine Glocke hat das Wappen Karl Ludwigs v. Hohenlohe und die Inschrift: In Gottes Namen gos mich Johann Leonhard Lösch von Morsbach nach Hollenbach. Sola bona quae honesta.

Neben dem Eingang in die Kirche ist ein Grabdenkmal mit der Inschrift: Anno 1612 am Tag Mariä Lichtmeß, welcher war der zweite Tag Februarii, ist in Gott seliglich entschlafen der ehrenfest und mannhaft Herr Georg Herbst, gewesener Vogt allhie, nachdem er 13 Züg wider den Erbfeind christlichen Namens, den Türken, und andere Feinde der Christenheit löblich

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 569. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_569.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)