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berechnet sich auf 4 ha, der des Mittelmannes auf 1 ha 30 ar, der der ärmeren Leute auf 1,6 ar. Die Haupterwerbsmittel sind Weinbau, Feldbau und etwas Gewerbe. Am stärksten sind unter den Handwerken Schuhmacher und Schneider vertreten. Es bestehen 7 Schildwirthschaften und 1 Bierbrauerei mit Wirthschaftsbetrieb. Auf der alten Saline wird eine Jaquardweberei betrieben. Die vorhandenen Wasserkräfte werden außer von der genannten Fabrik von 2 Mühlen mit je 3 Mahl- und 2 Gerbgängen und einer Sägmühle benützt. Auch besteht eine Ziegelei mit gutem Absatz. Kaufläden sind 3 in dem Städtchen.

Krämermärkte werden nicht mehr gehalten, dagegen ein belebter Viehmarkt. Ausgeführt wird Holz und Schnittwaaren und in guten Weinjahren Wein, der nach Hall, Stuttgart und Tübingen geht.

Die Stiftung (auch Laurentiuspflege genannt) besitzt ein Grundstocksvermögen v. 3280 M., die Almosenpflege 5528 M., die Schulpflege 4800 M.

Die ansehnliche Markung hat einen mittelfruchtbaren Boden. Auf den Höhen ist vorwiegend naßkalter Lehmboden, im Thal Sandboden. Eine Lehm- und Sandgrube ist vorhanden.

Der Weinbau ist schon seit alter Zeit sehr bedeutend. Die besten Lagen sind der Braunsberg und Burgstall. Der Wein ist angenehm, aber nicht sehr haltbar und steht dem Criesbacher und Ingelfinger etwas nach.

Man rechnet alle 5–6 Jahr auf reichen Obstertrag, von dem dann ca. 1000 Ctr. verkauft werden. Die Gemeinde besitzt 1300 M. Wald, fast durchaus Laubwald, aus dem jährlich ca. 400 Klafter Holz und 28.000 Wellen geschlagen werden, von welchen jeder Bürger 1 Rm. und 50 Wellen erhält. Das Übrige wird für die Stadtkasse verkauft. Der Erlös beträgt ca. 6000 M. An eigentlicher Weide sind nur 181/2 M. vorhanden. Neben diesen darf der Schäfer, welcher einheimische Schafe hält, die Allmanden benützen. Die Weide erträgt jährlich ca. 840 M., der Pferch 200 M. Außerdem besitzt die Gemeinde eigene Güterstücke, welche an die Einwohner verpachtet werden. Das Pachtgeld beläuft sich auf ca. 1000 M.

Die Rindviehzucht ist beträchtlich. Schafe hält der Ortsschäfer im Sommer 400, im Winter 250. Die Wolle geht nach Kirchheim, die Schafe nach Straßburg. Die Fischerei im Kocher wird von der Standesherrschaft Öhringen um 13 M. jährlich verpachtet.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 733. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_733.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)