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des Thurmes rechteckig. Der Thurm, welcher älter ist und noch spätgothische Schallöffnungen hat in dem Stil, den Bischof Julius bei seinen Kirchenbauten anwandte, (nach dem Kirchenbuch wurde der Thurm 1602 um 24′ erhöht), schließt mit einer achtseitigen, schiefergedeckten Spitze, auf der ein altes, edelgeformtes, eisernes Kreuz steht. In dem Thurm sind 2 Christusköpfe eingemauert, welche der früheren Kirche angehören.

Auf ihm hängen 3 Glocken. Die größte hat eine Inschrift in den Formen des 16. Jahrhunderts: Ave Maria gratia plena, dominus tecum, benedicta tu in mulieribus. Die mittlere trägt die Inschrift: Auf Kosten der Gemeinde ist diese Glocken von dem kunstreichen Meister J. G. Lösch von Morsbach nach Ober-Kessach gegossen worden 1792. Die kleine: In honorem Dei et B. Mariae virginis et S. Johannis Baptistae patroni in Kessach – anno 1663.

An der Südseite der Kirche befindet sich das Grabdenkmal des Schulmeister Albert Stöckle † 1602 mit 2 Winzermessern, das des Pfarrers Bernh. Göpfert † 1807 und ein prächtiges Monument des 1876 gestorbenen Pfarrer Weber, von Zartmann in Neckarsulm aus Sandstein gefertigt.

Die Baulast der Kirche liegt der Stiftung ob.

Das westlich von der Kirche gelegene Pfarrhaus steht mitten zwischen Scheunen und Häusern, ist 1609 erbaut und soll früher ein Bauernhaus gewesen sein, mit freundlich sonniger Lage. Die Baulast hat die Staatskasse.

Das schöne Schulhaus liegt mitten im Dorf und enthält 2 Schulsäle und eine Lehrerwohnung. Es wurde 1822 von der Gemeinde erbaut und 1878 renovirt, so daß es seiner Bestimmung wohl entspricht. Es unterrichten 2 Lehrer, auch besteht eine Industrieschule für Knaben und Mädchen. Das Rathhaus, früher ein Wirthshaus, wurde 1878 von der Gemeinde angekauft und für die Gemeindebehörden und eine Lehrerwohnung zweckdienlich eingerichtet. Sonstige öffentliche Gebäude besitzt die Gemeinde nicht.

Auf der Markung befinden sich 2 Quellen, der Klebbrunnen oberhalb des Orts und der Neubrunnen unterhalb. Trinkwasser, das im Allgemeinen gut ist, liefern 20 Pumpbrunnen, laufende Brunnen gibt es keine. Seen befinden sich in den Parzellen Hopfengarten und Weigenthal.

Über die Kessach führen zwei steinerne Brücken und zwei hölzerne Stege, welche die Gemeinde unterhält.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 761. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_761.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)