Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 777.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zwei weitere Kanzeln, im reichsten Zopfstil gehalten, liegen im Langschiff sich gegenüber. Die ganze Kirche faßt fünf bis sechs Tausend Menschen.

In den jetzigen Scheiben der bis an die Gewölbe reichenden Fenster sieht man schöne farbige, theilweise von frühgothischen Glasfenstern herrührende Blatt-Ornamente eingesetzt. Neben einem steht die Zeit der Einsetzung 1715.

Die Malereien an den Kuppeln der Kirche wurden gemalt von dem Italiener Luca Antonio Columba und bilden vier zusammenhängende große Festkreise heiliger Geschichten, aus dem Alten und aus dem Neuen Testament, aus dem Leben und Wirken des heil. Benedikt, des heil. Bernhard und anderer Heiligen der Cisterzienser; der vierte und letzte Festkreis ist der Ehre Marias und vieler Heiligen gewidmet. (Siehe ausführliche Beschreibung in Kröll, S. 162 ff.)

Auch die Decke der Sakristei, die einige hübsche heil. Gefässe aus dem 17. und 18. Jahrhundert besitzt, ist mit Gemälden bedeckt. Außerdem zieren noch zahlreiche Ölgemälde heiligen Inhalts, sowie viele Bildnisse der Äbte die Kirche und ihre Kapellen.

Von den elf Altären sind werth, näher beschrieben zu werden:

Der Hochaltar mit seinen sechs kolossalen Säulen reicht bis an die Decke, ist 60 Fuß hoch, sein Altarblatt 24 Fuß hoch bei 11 Fuß Breite. Vier kolossale Figuren, Andreas, Paulus, Petrus und Joseph flankiren ihn. Auf den Kapitälen der korinthischen Säulen stehen St. Benedikt und St. Bernhard, ganz oben unter einem Baldachin sieht man die heil. Dreifaltigkeit, über dem Altarblatt prangt in herrlicher Vergoldung das Wappen des Klosters. Das Altarblatt wurde gemalt von dem Würzburgischen Hofmaler Oswald Onghers, einem Niederländer aus Mecheln. Derselbe kam im Jahre 1660 nach Würzburg und erhielt daselbst das Bürgerrecht. Es stellt die Himmelfahrt Mariä dar und ist mit großer Sicherheit und Kunst ausgeführt. Die über den Tod Mariens trauernden Jünger finden ihr Grab leer, sind aber freudig überrascht, wie sie oben im Himmel bei Christus das ewige Wiedersehen feiert. Ein zweites großes, das jetzige an Schönheit fast noch übertreffendes Altarblatt, vom früheren Hochaltar, steht auf der Empore des rechten Querschiffarmes; es stellt auch Mariä Himmelfahrt

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 777. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_777.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)