Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 067.jpg

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in der tiefen Rinne eines periodisch fließenden Baches hinab ins Jagstthal. Jenseits der Jagst liegt vor unsern Augen auf sanftgeneigter Fläche das gewerbthätige Berlichingen, um seine schöne gothische Kirche gelagert, mit den letzten Resten des Stammhauses der Freiherrn von Berlichingen.

Gegenüber dem Dorf erhebt sich eine steile Bergwand, die nur einem schmalen Fußpfad und einer kleinen Kapelle Raum läßt. Eben beim Austritt aus dem Bezirk beginnt die Jagst in den kühnsten Schlangenwendungen bald rechts bald links gegen vorspringende Felsriegel sich ihre Bahn zu erkämpfen. Von Berlichingen wenden wir uns thalaufwärts, um an einem der lieblichsten und durch die Geschichte bekanntesten Orte des Bezirks unsre Wanderung zu beschließen. Vor uns steht der gewaltige Bau des Klosters Schönthal gleich einem Fürstenschloß des vorigen Jahrhunderts. Nur die reichgegliederte Façade der Klosterkirche mit den beiden Kuppelthürmen und der großen Kuppel in der Mitte des Daches verräth, daß nicht ein fürstlicher Prunkbau der Renaissancezeit, sondern ein Kloster uns gastlich erwartet. Das schöne Wiesenthal als Vordergrund, als Hintergrund der lange kahle Rücken des Benedictusbergs mit der zierlichen Rotunde auf seiner nördlichen Spitze, dem Kreuzberg, zur Rechten der waldige Berghang, der hart über dem Kloster aufsteigt, zur Linken die einst ganz mit Wein bestockten Halden des Priorsbergs und Storchenbergs mit dem Storchenthürmchen und drüber die weiten Wälder, hart vor des Klosters Mauern die schöne Pappelallee, dazu die hundert Fenster der Klosterfront von der Abendsonne beleuchtet und das vergoldete Bild der Maria auf dem First der Kirche im hellsten Feuer erglänzend, das alles zusammen gibt ein wirkungsvolles Landschaftsbild, das uns zurück versetzt in die Zeiten der Blüte des Klosters unter seinem bau- und reimlustigen Abte Benedict Knittel.


Witterungsverhältnisse.[1]

Aus dem Oberamt Künzelsau liegt eine längere Reihe von meteorologischen Beobachtungen vor aus Schönthal, wo Ephorus Wunderlich in der Zeit von 1827–1842 beobachtete. Die Beobachtungen erstreckten sich hauptsächlich auf Luftdruck, Wärme, Feuchtigkeit und Niederschlag; die Regenhöhen liegen

  1. Von Professor Dr. v. Schoder.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 067. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_067.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)