Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 109.jpg

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Am Eintritt ins Oberamt bei Braunsbach ist das Kocherthal 244,5 m hoch, am Austritt bei Weisbach 194,1 m hoch. Die Wände haben eine Höhe von 150–180 m. Das Jagstthal ist bei Eberbach 273,8 m, bei Berlichingen 199,2 m hoch, das Thal ist schmäler und die Wände fast um die Hälfte niederer als im Kocherthal.

Die Milde des Klimas erhellt aus der Güte der Vegetation, aus der Obst- und Weinkultur.

Trinkwasser ist überall reichlich vorhanden, jedoch nicht durchaus von guter Beschaffenheit. Die Städte Künzelsau und Ingelfingen sind neuerdings mit guten bis in die Wohnungen geführten Wasserleitungen versehen.

Der physische Zustand der Bevölkerung ist im Ganzen günstig, das Aussehen der Kinder und der Jugend blühend, das der älteren Leute nicht abgehärmt (natürlich mit Ausnahmen), sondern das Gepräge der Lebenslust und Behaglichkeit tragend.

Auch das Benehmen ist durchschnittlich freundlich und gefällig, die Mundart gemüthlich, die Lebensanschauung weniger ernst, der Lebensgenuß und die Ernährung reichlicher als in manchen andern Landestheilen, der Wein- und Fleischkonsum bedeutend.

Über die Prosperität und zum Theil auch über den sittlichen Zustand der Bevölkerung geben Aufschluß

I. die Musterungsergebnisse (soweit sie zu erlangen waren);
II. die Geburts- und Sterbeziffer mit Hervorhebung besonderer Todesursachen;
III. die Krankheitsverhältnisse.
I.

Durch Körpergröße zeichnet sich die männliche Bevölkerung des Oberamts, wie überhaupt des Jagstkreises, nicht aus, umsomehr aber durch Lebensfähigkeit und Tüchtigkeit. Nach den Berechnungen des G.St.A. Dr. v. Klein aus den 12 Jahren 1853/64[1] betrug der Landesdurchschnitt der Tüchtigen 48,6% der Gemusterten, derjenige der Untüchtigen 51,2%, worunter 4,3% unter dem Meß. Nach der Aufnahme von den 6 Jahren 1859/64 hatte unter den Oberämtern des Jagstkreises Künzelsau die meisten Tüchtigen = 54,3%, die wenigsten Untüchtigen = 35,7%, aber 8,4% unter dem Meß. Auch die Musterung in den Jahren 1866 und 1867 ergab für Künzelsau 5,6 und 3,0% unter dem Meß, für das Land nur 3,4, beziehungsweise 2.4%.[2] Ein sprechender Beweis aber für die Lebensfähigkeit des männlichen Geschlechts im Jagstkreis und damit im Oberamt Künzelsau ist,

  1. Württ. med. Korr.-Blatt 1865 S. 190.
  2. Württ. Jahrbücher 1867 S. 243, 245.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_109.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)