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die Sterbziffer 2,9%. Nach Schweig entspricht unsrer Geburtsziffer die theoretische Sterbziffer 3,0%. Die Sterblichkeit im Oberamt steht also neuerdings, trotz des – wie später gezeigt wird - beständigen Herrschens von Epidemien in dem berechneten Zeitraum, nicht blos absolut d. h. im Verhältniß zur Zahl der Ortsanwesenden, sondern auch relativ d. h. im Verhältnis zur Zahl der jährlichen Geburten, unter dem Durchschnitt. Den Unterschied der beiden Sterbziffern nach den Jahrgängen und damit die zeitlichen Schwankungen der Sterblichkeit zeigt die folgende Tabelle:

Jahrgang Geburtsziffer
inkl. Todt-
geburten
Sterbziffer
exkl. Todt-
geburten
Theoretische
Sterbziffer
Differenz
zwischen
beiden
1871 4.0 2,8 2,9 −0.1
1872 4,1 2,6 3,0 −0,4
1873 4,0 2,9 2,9
1874 4.1 2.8 3,0 −0,2
1875 4.2 3,5 3,0 +0,5
1876 4,4 2.8 3,1 −0,3
1877 4.2 2,6 3,0 −0,4
1878 4,1 3,0 3,0

wonach die Sterblichkeit im Durchschnitt d. h. in 5 Jahren unter der Norm geblieben, in 2 Jahren normal und einmal zu hoch gewesen ist.

III.

Sanitätseinrichtungen. In Thätigkeit und angemessen im Bezirk vertheilt sind 6 Ärzte, alle zugleich Wundärzte und Geburtshelfer, ferner 7 niedre Wundärzte, einige zugleich Geburtshelfer; 59 Hebammen, 5 Thierärzte incl. Oberamtsthierarzt, 45 Leichenschauer. Apotheken sind 5 im Bezirk vertheilt. Ein Bezirkskrankenhaus existirt nicht, dagegen in der Oberamtsstadt ein Dienstbotenkrankenhaus mit 6 Betten und 1 Kranken-, sowie 1 Irrzimmer im städtischen Armenhaus für Solche, die von einem Orts- oder Landarmenverband zugeschickt werden oder für Dienstboten etc. mit ansteckenden Leiden.

Mineralbäder gibt es nicht, dagegen reichlich Gelegenheit zu Flußbädern und in der Oberamtsstadt auch zu warmen Bädern. Eiskeller finden sich in den Brauereien der Oberamtsstadt wie des Bezirks und wird Eis an Kranke bereitwillig abgegeben.

Über die herrschenden Krankheiten und Todesursachen geben theils frühere Mittheilungen vaterländischer Ärzte im medizinischen Korrespondenzblatt theils Berichte der Ortsärzte aus der neueren Zeit und die von den Oberamtsärzten jährlich zu fertigenden Auszüge aus den Leichenregistern, theils die eigenen Erfahrungen des Verfassers Aufschluß. Nach jenen früheren Mittheilungen herrschten verbreitet oder nur auf einzelne Gemeinden beschränkt von 1834/56 die Masern, der Keuchhusten, der Scharlach, die Pocken, der Typhus, die Ruhr, die Cholera, letztere 1849 in Sindeldorf, Altdorf und Marlach (wohl als einheimische Brechruhr höhern Grads aufzufassen). Bezüglich der

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_112.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)