Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 166.jpg

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auseinanderstehenden Rebstöcken werden beim Schnitt 2 Hauptruthen gelassen mit 6–8 Augen (Schenkel), außer diesen kommen dann noch 2 bis 3 kürzere Ruthen, sogenannte Zapfen mit 2 bis 3 Augen. Es ist besonders der Silvaner der diesen Schnitt liebt, aber auch der Gutedel.

Die Verjüngung geschieht weniger durch Ausgraben der Stöcke und Bebauen des Grundstücks mit Hackfrüchten und Luzerne, als durch Ergänzen der abgegangenen Stöcke, wie das Bedürfnis es erfordert, so daß ein allmähliches Verjüngen in den Weinbergen zu sehen ist. Daher kommt es auch, daß man in jedem Weinberg frisch gelegte Schnittlinge oder junge Rebstöcke findet.

Das erste Hacken geschieht auffallend spät, nemlich erst in den Wochen, wenn das Grün der Weinstöcke auf eine Viertelstunde sichtbar wird. Es hat dies seinen Grund in den häufigen Frühjahrsfrösten. Wird bald gehackt, so kann in kalten Frühjahrsnächten die Kälte besser in den Boden dringen, die Ausstrahlung der Wärme geht rascher vor sich, der Boden erkältet sich stärker; treten umgekehrt warme Frühlingstage ein, so erwärmt sich der gehackte Boden rascher als der nichtgehackte, der Weinstock kommt ins starke Treiben und wenn dann kalte Nächte kommen, so ist der Schaden um so größer. Das Hacken, das wegen des steinigen Bodens mit dem Karst ausgeführt wird, geht natürlich von unten nach oben, wobei die Arbeiter nicht neben einander sondern hinter einander stehen wie beim Mähen des Grases. Die sich am untern Ende der Weinberge ansammelnde Erde muß von Zeit zu Zeit an das obere Ende getragen werden. Das späte Hacken hat nicht zur Folge, daß junge Triebe abgestoßen werden, wie von verschiedenen Seiten befürchtet wird; der kurze Schnitt, die Haltung von niedern Stöcken läßt diese Arbeit ohne Hindernis und Nachtheil ausführen. Nach dem Hacken kommt das Pfählen, und dann wird im Lauf des Sommers der Boden des Weinbergs nur noch einmal bearbeitet, das man Felgen nennt. Es ist also ein zweimaliges Umhacken in einem Sommer allgemeine Regel. Nur in den Weinbergen, welche stark an Unkraut leiden, kann als Ausnahme vorkommen, daß sie zweimal gefelgt werden. Beim Hacken wird nicht auf Feinheit des Bodens gesehen; es werden oft große Brocken herumgebrochen und liegen gelassen bis zum Felgen.

Die Weinbereitung geschieht mit wenig Ausnahmen

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_166.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)