Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 170.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

liegen, wie z. B. Belsenberg, haben die meisten, weil diese Bäume an den öden Abhängen nicht viel belästigen, während sie auf fruchtbarem Boden, in Gemüse- und Obstgärten wegen ihres dichten Schattens und ihres großen Umfangs nicht gern gesehen werden. Walnüsse werden aus dem Bezirk viel verkauft.


     Der Hopfenbau

hat in den letzten 25 Jahren einen bedeutenden Eingang gefunden, ist aber seit 4 Jahren wieder stark im Abnehmen. Es werden gegenwärtig viele Hopfenpflanzungen – selbst von Bierbrauern – wieder herausgehauen. Wenn auch der Ertrag dem Quantum nach im ganzen nicht schlecht ist, so läßt doch die Qualität manches zu wünschen übrig. Von den Bierbrauern wird nicht viel dafür bezahlt. Der Absatz ist in den Händen der Juden, die den zusammengekauften Hopfen in Nürnberg als Exporthopfen auf den Markt bringen und verkaufen. Es ist an dem geringen Ergebnis nicht allein der Boden schuld, sondern mehr die Behandlung der Hopfenfelder.


Dem Bezirk eigenthümliche Einrichtungen, Zustände und Erscheinungen, die mit der Landwirthschaft in Verbindung stehen.


Dazu gehören

1. Die Gemeinderechtsverhältnisse, welche sich in vielen Gemeinden finden. Hier sind nemlich gewisse Rechte eingeräumt, die nicht an die Person sich knüpfen, sondern auf dem Haus ruhen. Man hat deshalb zwischen 2 Gemeinden in ein und demselben Ort einen Unterschied zu machen, zwischen der mit Realrecht versehenen Gemeinde und der politischen Gemeinde. Wir wollen an 2 Beispielen die Sache erläutern. Eine Gemeinde mit Realrecht ist Weldingsfelden. Dieses Recht ist in genanntem Ort an 27 Wohnhäuser geknüpft, es sind also 27 Rechtsbesitzer. Die Gemeinde ist zwar Eigenthümerin von dem Grund und Boden, der den Rechtsbesitzern zur Benützung übergeben ist, allein das Recht der Benützung liegt nur in den Händen der 27 Bürger, alle übrigen sind ausgeschlossen, treten nie in den Genuß, sind nur Beisitzer, können keines dieser Rechte durch Kauf sich erwerben, außer wenn sie ein solches Haus kaufen, auf dem die Gerechtigkeit ruht. Jeder Rechtsbesitzer hat in Weldingsfelden zur Nutznießung 42,80 Ar Äcker in 4 Parzellen, 29 Ar Wiesen, 43,13 Ar Laubwald, zusammen

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_170.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)