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Als älteste deutsche Bewohner der Gegend gelten die Hermunduren, Keller Vic. Aur. 62. Jahrb. der Akad. Erfurt. N. Folge 10. Karte. Über die Kämpfe derselben mit den Chatten im 1. Jahrhundert, über die der Burgunder mit den Alemannen im 4., sowie über die Unterwerfung der Gegend unter die Frankenherrschaft ist nichts bekannt.

Für die Geschichte der Christianisirung im achten Jahrhundert fehlt jeder Anhaltspunkt.

Spuren fremder Einwanderung a) von Sachsen haben wir in der Sachsenstraße bei Oberkessach. Ob dieselbe unter König Theodorich OA.Beschr. Mergenth. S. 255, Bavaria IV, 1, 156 oder unter Karl d. Gr. 804 stattgefunden, ist schwer festzustellen.

b) von Slaven in dem Ortsnamen Windischenhof, alt Windisch-Hohbach, cfr. Windisch-Bockenfeld, Brachbach OA. Gerabr., W. Pfedelbach OA. Öhringen, heutzutage Windischenbach. Die Stellung dieser Slaven als Höriger, die nur an der Grenze der Markung, wie die Juden früher in der Judengasse, geduldet wurden, vgl. die Lage des Windischenhofes, kann nur eine untergeordnete gewesen sein.

Die ältesten Nachrichten über Orte des Bezirks geben die Schenkungsbücher von Fulda und Lorsch.

Jenes findet sich im 9. Jahrhundert begütert in Hermuthausen, Marlach und wahrscheinlich auch in Gruningen am „grönischen“ Brunnen bei Ailringen Dronke trad. Fuld. S. 16, Nr. 7 (dagegen Gr. OA. Crailsh. Dronke l. c. Kap. 39, 78).

Kloster Lorsch an der Bergstraße hatte Besitz im J. 800 zu Berlichingen, Bieringen, Hiupenhusen abg. bei Berlichingen Cod. Laur. Nr. 3475, 3478. Dann folgt das Hochstift Worms mit Besitz in Ober-Kessach 976 und nach 1024 wahrscheinlich in Hopfengarten.

Bezeichnend genug fällt das erste Licht auf den Bezirk von Norden und Nordwesten. Heller wird seine Geschichte mit der Gründung des Stifts Öhringen (Niedernhall 1037) und des Kl. Komburg (um 1080). Der Bezirk gehörte dem Jagst-, Kocher-, Maulach- und Taubergau an. Die Grenze des Kocher- und Jagstgaus bildete der Rücken zwischen Kocher und Jagst, zugleich die Wasserscheide zwischen beiden Flüssen, auf welcher die Hochstraße von Wimpfen nach Rothenburg a. d. T.

    3. sagen die Chronisten, daß Halls Quelle erst im 9.–10. Jahrhundert entdeckt wurde; 4. pflegt die Kultur flußaufwärts zu gehen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_216.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)