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Terrain eine bedeutendere Aktion oder gar eine Schlacht hier keinen Boden finden. Die Schlacht bei Herbsthausen berührte nur die äußerste Grenze bei Hollenbach. OA.Beschr. Mergenth. 296. Auch waren die ersten 10 Jahre des Kriegs verhältnismäßig erträglich für die Gegend. Aber nach der Schlacht bei Nördlingen wurden die Quartierlasten nahezu unerträglich, die Unthaten und Greuel der Heere entsetzlich. Am schlimmsten berüchtigt waren die „Lothringer“ d. h. die kaiserlichen Truppen Herzog Karls von Lothringen, die nach einem Bericht des Amts Döttingen in den 40er Jahren ärger hausten, als die Gallas’schen Schaaren und die Schweden. Das Einzelne auf die Ortsgeschichte verweisend, geben wir hier einen zusammenfassenden Überblick nach Fischer, Geschichte von Hohenlohe, v. Martens, württemb. Kriegsgeschichte. (Kirchenbücher meist ergiebig, ein Theil der reichhaltigen Kriegsakten des fürstl. Archivs in Langenburg.)

1. Die ersten Truppen kamen durch den Bezirk, als Graf Ernst v. Mannsfeld nach der Schlacht am weißen Berg von Böhmen nach der Pfalz zog. Im Oktober 1621 in Weikersheim angekommen, schob er seine Truppen durch das Kocher- und Jagstthal nach Möckmühl mitten durch den Bezirk. Die Mannsfelder hausten besonders in den katholischen Orten übel.

2. Im Frühling 1623 folgte Tilly mit der kaiserlichen und baierischen Armee auf dem Marsch nach Wimpfen (Schlacht 26. April, resp. 6. Mai). Am 22. März lagen seine Soldaten in Westernhausen, durch Künzelsau zogen die Bongart’schen Reiter.

3. Die beiden nächsten Jahre waren verhältnismäßig ruhig. S. Hohebach.

4. Am 15. Juni 1625 hielten die Grafen von Hohenlohe eine Zusammenkunft in dem abgelegenen Schloß Hermersberg, um über Maßregeln zum Schutz der Grafschaft zu berathen. Graf Philipp Ernst und Philipp Heinrich reisten zu Wallenstein, der ihnen am 30. Juli 1625 einen Schutzbrief zu Königswart ausstellte. Trotzdem kamen auf dem Durchmarsch eine ganze Reihe von Truppen (Plarer, Kratz, Altringer, 1626 Poland). Herzog Franz v. Sachsen-Lauenburg hatte 1626 ein Lager bei Schönthal mit ca. 10.000 Mann. Die Truppen brachten die Bubonenpest mit, welche 1626 bis 28 furchtbar wüthete. (S. Buchenbach, Crispenhofen, Dörrenzimmern, Hohebach, Ingelfingen, Mulfingen).

5. 1627 hat Künzelsau im April das Reg. Kronenberg, im Sommer die Schaaren Piccolominis, Verdugos und Reiter Cordubas im Quartier s. Künzelsau und Steinkirchen.

6. Das Jahr 1628 brachte eine ganze Reihe neuer Schaaren, im Januar die des Ob. Kratz (17. Januar in Hall), Mai Böhmen (Ingelfingen, Steinkirchen), 9. Aug. bis 13. Dez. das Korps des Herzogs von Ferrara Künzelsau, Sept. Prinz Anhalt. In Folge der Einquartierung war die Steuerlast auf 4–6 kr. monatlich von 200 fl., (also 4/5–1,2 %) gestiegen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_242.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)