Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 265.jpg

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aber nach der Ausführung das Wort nicht gehalten. Jetzt ist sie größtentheils niedergelegt. Thore besaß die Stadt 3, das obere, untere und hintere Thor oder das Morsbacher (schon 1525). Auf jedem derselben befanden sich 3 Hackenbüchsen. Am untern Thor wurde der Thurm 1810 abgebrochen.

Der Thurm auf dem Morsbacher Thor, das heute noch steht, wurde 1822 zu einem Gefängnis umgebaut. Die beiden andern Thore sind gleichfalls in diesem Jahrhundert abgebrochen worden, das obere ca. 1860 und das untere ca. 1820. Ein kleines Thor war beim Oberamt.

Die Straßen der Stadt sind chaussirt und gekandelt. Über den Kocher führt eine stattliche Brücke, welche ursprünglich von Holz erbaut, 1694/95 in Stein aufgeführt wurde, aber 1701 wieder reparirt werden mußte und 1874/75 mit eisernem Geländer und Trottoir versehen und erbreitert wurde. Drei steinerne Brücken führen über den Künzbach.

Von Verkehrswegen sind zu nennen die schönen Straßen nach Gaisbach, Kupferzell, Waldenburg zur Eisenbahn, thalabwärts die nach Ingelfingen im Kocherthal und die nach Belsenberg, Dörzbach im Deubachthal, die thalaufwärts nach Morsbach, Braunsbach, Hall, und die Steige nach Amrichshausen und Hermuthausen, welche dem Verkehr mit der Ebene und dem obern Jagstthal dient. In alten Zeiten war besonders die Gaisbacher Steige schlecht. Sie war so schmal, daß man nicht ausweichen konnte. Es gab eine obere und eine untere Steige. Auf der einen fuhr man hinaus, auf der andern herein.

Mit Wasser ist die Stadt reichlich versehen. Es bestehen 3 öffentliche und 6 Privatpumpbrunnen, 6 öffentliche laufende und 6 öffentliche Brunnen mit selbstschließendem Ventil. 1874 wurde eine eiserne Wasserleitung mit einem Aufwand von 50.000 fl. eingerichtet. Das Wasser ist etwas kalkhaltig, aber gut und ohne Beigeschmack. Der Marktbrunnen wurde 1685 angelegt.

In alten Zeiten war die Stadt in 4 Viertel eingetheilt, an deren Spitze je ein Viertelsmeister stand. Die Viertel waren das Kirchenviertel, das Kelterviertel, das Badstubenviertel und das Dürrenviertel, so genannt, weil vor dem Hause des Bürgers Dürr die Viertelsversammlungen gehalten wurden. Die Eintheilung in Viertel war auch für die Organisation der städtischen Bürgerwehr maßgebend, s. unten.

Die Häuser der Stadt sind meist 2–3 stockig, der untere Stock steinern, dicht gedrängt, sämmtlich mit Ziegeln gedeckt und

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_265.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)