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von Würzburg 1149), Gaisbach, Kemmeten, Morsbach, Künzbach, Etzlinsweiler, Haag, Oberhof, Unterhof, Schnaihof, Scheurach.

Die Sage, daß in den Zeiten vor der Reformation eine große Wallfahrt nach K. gewesen, dürfte nicht ganz ohne Grund sein, denn die Kirche hatte reiche Ablässe von 1415 (Wib. 4, 55), 1459 (Wib. 3, 151) und 1499 (Wib. 3, 223) und für den Ölberg auf dem Kirchhof von 1478 (Wib. 3, 369) und war reich an Reliquien (Wib. 2, 393). Ganz besonders feierlich war bis zur Verlegung des Kapitels nach Künzelsau die Messe am Donnerstag 14 Tage nach Gründonnerstag (Viertelj. II, 70) und der Tag der Aufführung des eigenthümlichen Fronleichnamsspiels, das 1478 vollendet wurde W. F. 6, 449.

Außer der Pfarrstelle gab es bis 1499 noch 4 geistliche Pfründen in K.

1. Die Frühmesse, gestiftet 1314 von Wolfram Zitwipfel von Hall und seinem Sohn Heinrich, einem Priester, der die Pfründe lebenslänglich genoß. Wolfram gab dazu seinen Theil am Zehnten zu Gaisbach, komburgisches Lehen, Heinrich 4 Morgen Weinberge an der Sunthalde, sein Haus und Garten. Der Altar für die Frühmesse dürfte es sein, den Gottfried von Bartenau 1322 mit 120 Pfd. begabte. Staatsarch., W. F. 4, 185. Der Frühmeßaltar war S. Trinitati, b. Nicolao port. b. virg. Catharinae et Margaretae geweiht. Komburg hatte das Patronat. 1336 bestätigte Bischof Otto von Würzburg diese Stiftung. 1420 erwarb die Frühmesse Gülten zu Unter-Ginsbach von Katharina von Morstein, Meisterin der Klause zu Neunkirchen (Staatsarch.).

2. Unser lieben Frauenaltar war 1407 7. Nov. von Bischof Nikolaus von Senostopolis, Weihbischof von Würzburg, zu Ehren von Corpus Christi, Maria, S. Leonhard, S. Antonius, S. Bernhard, S. Martin und Barbara geweiht Wib. 4, 55. Derselbe bekam 1415 einen Ablaß Wib. 4, 53 und erwarb 1412 von den Heiligenpflegern zu Eschenthal 2 Güter zu Schüpperg um 24 fl., 1447 von der Gemeinde K. ein Gut bei der Pfarrwiese zu K. um 30 fl., 1447 als Geschenk eine Gült von Hans von Neuenstein, 1490 von Martin von Adelsheim 1 Hof zu Gaisbach um 25 fl.

3. Der Marien-Magdalenen-Altar erscheint zuerst 1415, geweiht St. Johann und Maria Magdalena. Er erwarb von Götz Stickel, Bürger zu Hall, 1/4 am großen und kleinen Zehnten zu Sundeldorf (Bauer Coll.). (Stickel hat 2 Beile im Wappen wie Lesch).

1433 begabten ihn Gottfried und Walter von Bachenstein, Brüder, mit 1/4 am großen und kleinen Zehnten zu Sundeldorf, 1/2 Zehnten zu Winzenhofen, 1 Wiese in Kemmeten, 1 Hube in „Stauchenhausen“, 1 Lehen in Schüpperg, Einkünften von Weinbergen und einem Hof in „Cronenhofen“ und 214 fl. baar Geld. Das Patronat hat Komburg, die Brüder von Bachenstein das Vorschlagsrecht auf Lebzeiten. Der Marien-Magdalenen-Altar ermarb 1447 6 Güter in Froingsall von Jörg Zobel um 170 fl., 1473 vom Kapitel zu Öhringen einen Baumgarten, Gut und Gülten zu Scheuerheim, 1512 eine ewige Gült mit 7 fl. von der Gemeinde K. um 140 fl., indem Johann Wirth, der Altarist zu Marien-Magdalenen den halben Zehnten zu Winzenhofen an Schönthal verkaufte, wofür Abt Erhard von Schönthal an die Gemeinde K. den Hof zu Webern und das Holz Masselterrein abtrat,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_303.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)