Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 314.jpg

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Ebenso beunruhigend war für K. und Umgegend die Fehde des Grafen Michael von Wertheim mit den Grafen von Hohenlohe in den 30er Jahren des 15. Jahrhunderts. Die Bürgerwehr von K. hatte bis 1489 in 40 Jahren 30 mal ausrücken müssen. Württ. Viertelj. II, 151. Dienstag vor Kiliani 1487 und Mittwoch nach Joh. Bapt. waren die Grafen von Hohenlohe bewaffnet nach K. gezogen in der Fehde mit den Herren von Stetten und hatten ihren Gesellen Caspar Mäßlin und die Kapitelsbriefe weggeführt s. l. c. 68. 72. In dieser Fehde hielt Jörg von Rosenberg K. mit 1200 Mann besetzt, um die Herren von Stetten zu schützen. Martens Kr. Gesch. Württb. 147. Damals sahen sich die Künzelsauer veranlaßt, den Wartthurm 1488 zu bauen.

Am Bauernkrieg waren die Künzelsauer stark mit betheiligt und halfen sammt Bürgern aus Nagelsberg, Ingelfingen, Niedernhall, Forchtenberg, Sindringen die Burgen Horneck und Scheuerberg brechen. Ein Künzelsauer saß im Bauernrath. Öchsle 114, 151 217. Die Ganerben Mainz, Hohenlohe und von Stetten hatten sie zu einem Vertrag genöthigt und denselben eine Summe Geld abgetrotzt (W. F. 1848, 51). Die Bürgerschaft mußte zur Strafe die Waffen ausliefern und alle Briefe über Privilegien abgeben, allen Schaden ersetzen und noch eine Strafe zahlen. Alle Versammlungen wurden verboten, auch die Bruderschaften. Mit der Ausführung der Strafe scheint es nicht sehr genau genommen worden zu sein, denn die Bürgerschaft erscheint bald darauf wieder militärisch organisirt, und die Registratur in K. hat noch ein ganz ansehnliches Urkundenmaterial.

Von dem bewaffneten Einfall des Grafen Phil. v. Hohenlohe in K. 1604 und Würzburg 1689 war oben schon die Rede.

Schwer waren die Drangsale des 30jährigen Kriegs. Die Durchmärsche wollten nicht enden, dazu kamen Erpressungen, Krankheiten und Theurung, Nachfolgende Regesten entrollen ein Bild des damaligen Elends. (Quellen: Coll. v. Dr. Chr. Bauer, Herm. Bauer und v. Alberti).

1622 marschirte die kaiserliche und bayerische Armee nach der Pfalz (Schlacht bei Wimpfen) durch. Der Durchmarsch dauerte 3 Tage. Der Flecken war so voll, daß man Pferde in die Wohnstube stellte. Einmal waren 10 Kompagnien Reiter einquartiert. Das Bongartische Volk, vor dem man sich ärger als vor dem Teufel gefürchtet, wurde um 50 Rthlr. abgekauft, daß es ins Hällische zog.

Vor 1627 lagen Corduba’sche Reiter in K., welche eine namhafte Summe Geldes erpreßten.

1627 22. April erzwang sich während des Gottesdienstes Rittmeister Berlop vom Regiment Kronenberg Einlaß und 3tägiges Quartier, Oberst Kratz und Don Verdugo lagen in der Umgegend. Kosten 1050 fl.

1627 11. August, 40 Soldaten von Verdugos Regiment, 1 Kompagnie Kroaten vom Regiment Piccolomini und 1 Kompagnie Reiter vom Regiment Bernstein liegen bis Ende des Jahres in K.

1628 29. April wird ein Mann von einem Soldaten durch den Leib geschossen und blieb todt auf dem Platz in seinem Haus.

Bis Ende 1628 hatte K. 40 mal Einquartierung, im Jahr 1628 allein etliche 30 mal von kaiserlichen, bayrischen, neapolitanischen, „krabattischen“

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_314.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)