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Bei Leichen ist der Leichentrunk üblich. Feierliche Hochzeiten dauern 5 Tage. Es wird dabei getanzt und geschossen.

Die Vermögensverhältnisse halten die Mitte zwischen den Kocherthalorten, welche auf den wenig rentablen Weinbau angewiesen sind, und den reichen Bauernorten der Hochebene. Der besser gestellte Mittelstand ist vorherrschend. Günstig wirkt der neben dem Weinbau ziemlich ausgedehnte Ackerbau und Waldbesitz. Der Vermöglichste besitzt 40 Mrg. Feld und 8 Mrg. Wald, mit Berücksichtigung von Siegelhof und Rodachshof, 60 Mrg. Feld und 20 Mrg. Wald, der Mittelmann 20 Mrg. Feld und 5 Mrg. Wald, die ärmere Klasse 5 Mrg. Feld und 2–3 Mrg. Wald.

Von Gewerben sind die gewöhnlichsten als Schneider, Schmid, Schreiner, Zimmermann, am stärksten die Schuhmacher vertreten. Unterhalb des Dorfes steht eine Mühle mit 2 Mahlgängen und 1 Gerbgang. Im Ort sind 2 Krämer, eine Schildwirthschaft und auf dem Siegelhof eine Ziegelei mit mäßigem Betrieb.

Von großem Werth ist die gute Poststraße von Künzelsau nach Dörzbach mit schöner Steige bei Belsenberg.

Drei Brücken von Stein führen über den Deubach, drei solche über den Österbach, eine über den Füllbach am Ende des Dorfs und ein hölzerner Steg am Pfarrhaus über den Deubach.

Zwei dieser Brücken hat der Staat, eine ein Privatmann, die übrigen die Gemeinde zu unterhalten.

Die ziemlich große Markung ist wohl abgerundet, aber durch die drei Bäche Deubach, Österbach und Füllbach stark zerrissen, so daß ein großer Theil aus steilen Halden und Berghängen besteht, wodurch der Landbau sehr beschwerlich wird.

Der Boden auf der Höhe ist naßkalt, im Thale hitzig und beiderorts wenig tiefgründig und steinig; das Klima geschützt und im Ganzen mild.

Der Weinbau ist ausgedehnt. Der Weinstock wird in gezogene Gräben gelegt, theilweise gestelzt. Am Stock werden 2 Halbruthen geschnitten, im Winter gedeckt. Auf den Morgen kommen 3600 Stöcke. Der Boden wird mit dem Karst bearbeitet. Die vorzüglichsten Sorten sind: Silvaner, Gutedel, Veltliner, Elbling. Die besten Lagen sind die höheren am Hasenberg. Der höchste Ertrag des Morgens ist 21 Hektoliter. Der Wein, fast durchaus weiß mit einem durchschnittlichen Gewicht von

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_372.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)