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Die Haupterwerbsquellen sind Gewerbe, Feldbau und bei den Israeliten Handel. Obst- und Weinbau treten zurück.

Der Ort zählt 138 Gewerbetreibende. Sämmtliche Gewerbe sind vertreten, was einen starken Umsatz und an Sonntagen einen starken Verkehr von Seiten der benachbarten badischen und württembergischen Orte veranlaßt. An solchen Tagen gleicht Berlichingen einem belebten Städtchen. Der nicht 1200 Einwohner zählende Ort hat Mezger 6, Bäcker 5, Schneider 5, Wagner und Schreiner 3, Schlosser, Uhrmacher, Sattler je 2, Conditor, Flaschner, Kupferschmied, Messerschmied, Zeugschmied, Glaser, Hutmacher, Hafner, Dreher je 1. Die sehr stark vertretenen Maurer und Steinhauer arbeiten meist nach Außen. Krämer und Kaufleute sind 14 im Ort, Schildwirthschaften 6, Speisewirthschaften 6 und eine Bierbrauerei mit Schildwirthschaftsgerechtigkeit. Eine Mühle mit 3 Mahlgängen und 1 Gerbgang, 1 Öl-, Säg- und Schleifmühle, 1 Essigsiederei, 5 Dampfbrennereien und 1 Ziegelei außerhalb des Orts am Wege nach Neuhof arbeiten mit Erfolg. Feinere Korbgeflechte gehen nach Heilbronn.

Von der nicht sehr großen Gemeindemarkung gehört der größere Theil dem Staat und den Herren von Berlichingen-Jagsthausen. Der Grundbesitz ist sehr zerstückelt.

Der größte Grundbesitzer hat 17 Hektar 96 Ar Feld, der Mittelmann 10 Hektar, die kleineren Leute, besonders Handwerker, 0,5 Hektar.

Der größere Theil der Markung hat fruchtbaren, tiefgründigen Boden. Verbesserte Ackergeräthe finden Eingang. Zur Hebung der Landwirthschaft würde Besserung der Feldwege und der Düngerstätten wie Sammlung der Jauche wesentlich beitragen.

Der Weinbau, der früher noch im Fuchsen, Vorderburgberg und Hintermühlberg getrieben wurde, ist seit dreißig Jahren zurückgegangen. Die besten Lagen sind der Priorsberg und der Katharinenberg. Die gebräuchlichsten Rebsorten sind Veltliner, Rißling, Silvaner, Burgunder und Gutedel. Der Wein gehört zu den besten im Jagstthal. Die Preise schwanken zwischen 60 und 170 Mark für den Eimer.

Der Obstbau ist in erfreulicher Zunahme.

Die Gemeinde besitzt 360 Morgen Wald, vorherrschend Laubwald, welcher der Gemeindekasse bei den hohen Baukosten 1000 Mark Ertrag jährlich liefert.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_384.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)