Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 385.jpg

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Die Brach- und Stoppelweide, welche im Winter mit 400 Schafen, im Sommer mit 200 befahren wird, wirft sammt dem Pferch 1200 Mark ab. Der Pacht der 60 Morgen Allmand erträgt ca. 700 Mark.

Die Israeliten treiben starken Viehhandel. Das Vieh wird meist im Bezirk, aber auch nach Hall, Crailsheim und Ellwangen abgesetzt.

Das Fischrecht gehört der Gemeinde und ist um 14 Mark verpachtet. Die Jagst liefert Hechte, Aale, Weißfische und Barben.

Die Staatsstraße von Schönthal nach Möckmühl führt jenseits der Jagst am Ort vorüber.

Eine Vizinalstraße zieht durch den Ort nach dem Neuhof und ins Kocherthal. Eine verbesserte Straße nach Oberkessach und Osterburken zum Anschluß an die dortigen Bahnen, welche von der Gemeinde längst angestrebt wird, könnte von großer Bedeutung für den gewerbsamen Ort werden.

Die gebrechlich gewordene Holzbrücke über die Jagst wird dermalen durch einen schönen Steinbau ersetzt.


Alterthümer. Der Limes berührt die Markung hart an der Oberamtsgrenze im Westen auf den Fluren Säuhaus und Heubirken.

Altgermanisch ist die Umwallung auf der Höhe östlich vom Ort nahe beim Neuhof im Eichwald, mit einer alten Kuhtränke. Hier ist ohne Zweifel der Ort, wohin man nach den Prozeßakten von 1483 in den alten Fehden das Vieh getrieben hat (Jagsth. Arch.). Die Sage läßt dort das wüthende Heer erscheinen. Beim Fundamentgraben der Scheune des Thierarzt Maier und des Böttigheimerschen Hauses wurden kleine, wenig vertiefte Schüsselchen, Lämpchen und Gebeine gefunden.

Südöstlich von Berlichingen sind die Heidenäcker, nordwestlich die Schelmenklinge, westlich der Rennplatz, südlich die Streitäcker. Der Burgberg und die Burgwiesen haben ihren Namen nicht von einer dort gestandenen Burg, sondern als Zubehör der Burg Berlichingen. Das auf dem Burgberg auf der südwestlichen Seite gefundene Gemäuer gehörte zu dem dort und in der darunter liegenden Joppenklinge gelegenen Hiupenhusen s. unten. Die Steinäcker unweit des Hofes Neusaß weisen auf den abgegangenen Hof Stein s. unten Neuhof.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_385.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)