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verstehet wohl diese mystische Sprache? – Schläfert nie mehr die Menschheit ein; thut nie mehr der Tugend Gewalt an; erstickt nie mehr das Gefühl eigener Würde; benehmt nie mehr dem eigenen Trieb des Guten seine Kraft und Bestreben; schwächt nie mehr eigenes Frohseyn durch eure Wechselbriefe auf das Blutströpflein Jesu. Und müßt ihr ja vom Verdienst Christi sprechen; so vergeßt der Tugend nicht dabey, und des eigenen Wehrts derselben.

Das Wort Glauben, wobey ihr selbst oft nichts denkt, gehe nie mehr, oder selten mehr aus eurem Munde!

Übersetzt es, damit man es verstehe, je nachdem der Fall ist, und der Sinn es lehrt, durch christliche Religion; Annahme des Christenthums; Hoffnung und Zuversicht; Überzeugung in der Religion; Vertrauen etc. etc.

Am wenigsten intimidirt eure Zuhörer, noch ferner! Schreckt sie nicht durch Höllenpein! Ermuntert sie vielmehr durch Himmelshoffnung; wenn ja doch das Principium ihrer Tugend Interesse seyn soll. Lehrt sie aber (am besten) das Gute, das sie thun, um des Guten selbst willen thun; und lehrt sie vertrauen auf Tugend!

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Anonym: Beytrag zur Geschichte der Schwärmerey in: Journal von und für Franken, Band 3. Raw, Nürnberg 1791, Seite 544. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beytrag_zur_Geschichte_der_Schw%C3%A4rmerey.pdf/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)