Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 064.jpg

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Und allhie solle / wie Aeneas Sylvius schreibet / jetztgedachten Käiser Sigismunds Wittib / die / ihrer Unzucht halber / beschryhene Barbara / eine geborne Gräfin von Cilly / den 11. Heumonats / Anno 1451. an der Pestilentz gestorben seyn / nachdem ein grosses Sterben zu Prag / und in dem gantzen Königreich Böheim / auch in Mähren / Polen und Oesterreich / gewesen. Sie wurde auß Vorschub Herrn Görgen von Podjebrat / so hernach Konig worden / gen Prag geführet / und in S. Veits Kirche / in der Könige Grufft / zur Erden bestattet. Anno 1621. ward Königin Grätz von den Bäyerischen erobert. Anno 1640. ward diese Stadt im Hornung / von denen Käiserlichen belägert; da dann erstlich die Vorstädte S. Annä / S. Peters und S. Anthonii / und folgends auch / durch Ubergab / die Stadt selbsten / erobert worden; und seyn von denen Schwedischen / die diesen Ort das Jahr zuvor eingenommen hatten / 500. zu Fuß / 200. Dragoner / 8. Rittmeister / 4. Hauptleute / viel Cornet und Leutenant / neben dem Commendanten / oder Gebietiger außgezogen. An. 1645. beschosse diese Stadt der Schwedische Feld-Marschall Torstensohn / zündete auch / durch Feuer-einwerffen / etliche Häuser an; richtete aber sonsten nichts auß / und nahm ferner seinen Weg nach Gitschin.

Das andere Grätz ligt in der Gegend umb Budweiß / so gemeinlich Grätzen genant wird. Es ist dieses Städtlein / so ein Schloß hat / vorhin Rosenbergisch / hernach Schwanbergisch gewesen. Anno 1619. in dem Böhmischen Krieg / hat Graf von Bucquoy das Schloß allhie im Brachmonat belägert / und mit Beding erobert. Graf Tampier hat vorhero / umb den Anfang deß Mertzens / das Städtlein auch eingenommen / geplündert und angezündet; aber dem Schloß konte er nichts anhaben. Der Zeit soll dieser Ort deß besagten Graf Bucquoy Erben gehören.


Gressel.

Ein Marckt und Schloß an der Zuota / welches Schloß An. 1412. die von Eger zerbrochen / hat hernach Anno 1542. Herrn Hieronymo Schlicken gehöret / wie Bruschius berichtet.


Habr.

Ein Marcktflecken im Czaslauer Cräiß / zwischen Ledetsch und Chotiebortz; Item Czaslau und Teutschen Brod / in der Nachbarschafft Biela / Meistetz-Wognu und Krutzburg / und auff der Wienerischen Land-Strassen gelegen.


Havelswerd.

Havelswerth / und von theils Habelschwer genant / ist ein Städtlein in der Grafschafft Glatz / und 2. Meilen von der Haupt-Stadt Glatz / gelegen / welches Anno 1645. die Schwedischen eingenommen. Anno 46. seyn die Käiserlichen auß Glatz da eingefallen / haben 2. Thor durch Petarden eröffnet / alle Vorstädte / auch das Städtlein selber / biß auff eine Reihe Häuser / abgebrant; wie in der Franckfurter Relation einkommen. In dem Tomo 5. Theatri Europaei wird fol. 1214. a. 1216. a. 1237. a. und also an 3. Orten / der obige Einfall auch beschrieben / und an den 2. ersten / daß die in Glatz ligende Käiserliche Guarnison außgefallen / und zu Havelswerth die Vorstadt angezündet / worüber das Feuer in die Stadt kommen / und dieselbe biß auff den vierten Theil abgebrant; an dem letzten aber / daß Havelswerth mehren theils abgebrant worden / gemeldet.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_064.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2016)