Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 068.jpg

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Berg / eine schöne Kirche mit zweyen hohen Thürnen gezieret / unser Frauen zu Culm genant / zwo kleine Meil von der Stadt Eger. Von diesem Berg fallen viel schöne Brunnen und Bächlein / herab / und mehren den Egerstrom. Und ist dieses Ländlein / von der Stadt Eger an / biß in Carlsbad / ein sehr schön und lustig Art Lands / von hohem Gebürg / holdseligen schönen Thälern und Wäldern / unzehlichen nicht allein süssen / sondern auch Sauerbrunnen und Bächlein / daß es Gaspar Brusch / in Beschreibung des Fichtelbergs / kaum gnug loben und preisen kan.


Königssaal.

Ein Closter / nicht weit von Beraun / und 2. Meilen von Prag / so die Böhmen Zbraßlaw nennen / welches / weiland seiner Herrlichkeit / Aeneas Sylvius nicht gnugsam loben kan / an dessen Garten Gangs Brettern / die gantze heilige Schrifft / mit güldenen Buchstaben / geschrieben gestanden; aber im Jahr 1420. den 10. Augusti / von dem Hussitischen Heerführer / dem Zischka / gestürmet / geplündert / verbrant und geschleifft worden ist. Man hat es zwar wieder gebauet / hat aber keinen Schatten deß alten Closters / wie Theobaldus, im Hussiten Krieg / am 165. Blat redet. Käiser Wentzel ist allhie den 8. Hornung deß 1402. Jahrs / gefangen und nach Prag geführet worden. In deß Caroli Carafae Germania sacra restaurata, stehet also: Abbati de Köningsaal, loco praestiti, et hactenus annui census 5000. flor. 97222. fl. 17. cr. 1. nummus, so unter der Regirung Käisers Ferdinandi II. vermög deß Tituls / zu bezahlen gewesen. Es ist eine eigene Chronik / unter dem Titul / Chronica Aulae Regiae, von diesem Closter außgangen / die aber nur vom Jahr 1317. biß auffs Jahr 1333. gehet.


Königswerth.

Bey Königsberg / im Elnbogner Cräiß. Carve sagt part 2. Itin. p. 112. es seye da ein Cistercienser Closter. Bruschius schreibet / sey ein Marckt und schönes Schloß / so Anno 1542. Herrn Caspar Pflugen gehört habe / und nennet ers Königswart; und also wird auch in den neulichsten Schrifften dieser Ort geheissen. Und haben sonderlich deß Königswarters Paß die Schwedischen Anno 1647. ehe sie mit ihrer Kriegs-Macht / nach Eroberung der Stadt Eger / in Böheim gezogen / sich bemächtiget / und denselben wol besetzt. Es ist aber / nach ihrem Abzug auß Böheim / die Schantz allhie / so sie besetzter hinterlassen / von den Käiserlichen im Wein-Monat dieses 47. Jahrs / auff Gnad und Ungnad / wieder erobert worden. Anno 48. haben die Schwedischen auß Eger diese Schantz abermals erobert / und darauff verbrant. Das Hauß Petscha ist von ihnen besetzt worden.


Konopischt.

Ein Schloß / bey Newijklaw und Tloskow / im Muldauer Cräiß / gelegen / welches Anno 1466. Herrn Stenco von Sternberg gehört / als es damaln / sampt den Schlössern Sternberg / Lestno und Strzemelicz / vom König Görgen in Böheim belägert / angezündet und verderbet worden. In der Herbst Relation deß Jahrs 1648. wird gesagt / es hätte sich dieses Jahrs / den 7. 17. Augusti, das veste Hauß Konopischt / den Grafen von Michna zuständig / dem Schwedischen General Wittenberg auff Discretion ergeben / da man doch demselben mit Sturm keines Wegs hätte beykommen können.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_068.jpg&oldid=- (Version vom 28.11.2016)