Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 105.jpg

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von Prag bürtig / in seinem Calendario Historico, Anno 1584. allhie gedruckt / daß Prag erst unter dem Hertzog Mnatha ihren Anfang bekommen / und Anno 823. von Bogeno, oder Wogeno, mit Gräben und Mauren / umbgeben und erweitert worden seye. Folgender Zeit aber hat sie gewaltig zugenommen; sonderlich / da man auch Teutschen allda hat einkommen lassen. Und sagt oberwehnter Wentzel Hagek / in Chron. part. 2. und im Jahr 1377. also: Zu der Zeit ist der halbe Theil im Rath der Stadt Prag Böhmisch / und halb Teutsch gewesen / und es stund jederman vor dem Rechte / auff dem Rathhause / frey / ob er Böhmisch oder Teutsch / reden wollen. Es ligt Prag fast mitten in Böheim an der Muldau / oder Wltavv, in einem sehr lustigen und ziemlich weiten Thal / zwischen den Hügeln und schönem Weingebürg / über welche ein ebener Bezirck / von einem edlen Feldbau / etliche Meilen Wegs ringsherum sich erstreckt / und sehr lustig anzusehen ist. Hat eine gute gesunde Lufft / und wird vornemlich in 3. Theil / oder Städte / nemlich in die alte / neue und kleine Stadt / abgetheilet / und hat jede ihr absonderlich Regiment und Obrigkeit / und scheidet gedachter Fluß die kleine Stadt von der alten und neuen / die gleichwol alle 3. an seinem Gestade / und zwar die kleine Seiten gegen Nidergang / und die alte Stadt gegen Auffgang / ligen / welche Letztere von der neuen Stadt gleichsam umringet wird / also / daß solche ob und unter der alten Stadt gleichfals an das Wasser reichet. Besagter Hagecus schreibet im 2. Theil seiner Chronik / am 187. Blat / daß vom Käiser Friederich dem Vierten / im Jahr 1477. zu Wien / als er dem Böhmischen König Wladislao offent- und ansehnlich / auff vorgangene Lehens-Pflichte / das Lehen über das Königreich / und die Fürstenthum ertheilet / die alte Stadt Prag ein neues Käiserliches Wappen / nemlich zwey Löwen / mit der Käiserlichen Cron auff dem Helm: die neue Stadt Prag aber (bey welcher das ob gedachte alte Königliche Schloß Wischehrad gestanden) einen kleinen zweyköpffigen schwartzen Adler / mit auch einer Käiserlichen Cron auff dem Helm empfangen habe: dessen ansehnlichen Privilegii beyde Städte noch auff den heutigen Tag geniessen. Theobaldus aber sagt part. 3. vom Hussiten Krieg / cap. 24. also: Die Neustädter bekamen in dem Schild einen schwartzen Adler / auff welchem Schild 2. andere Adler auch eine Käiserliche Cron halten.

Es ligt aber die alte Stadt Prag auff der rechten Seiten der Muldau oder Multaviae, (so allhie sehr geschwellt / und breit ist / und 3. Meil Wegs unter Prag in die Elb laufft) gantz in der Ebene deß Thals / darinn viel herrliche Gebäu / meistens auf die alte Manier / zu sehen seyn / und unter denselben viel schöne Kirchen / als zu Unser Frauen (dabey ein Ort / so Laeta Curia, oder auff Teyn / auch insgemein / besagte Kirch selbsten im Theyn genant wird) und andere; Item ein Jesuiter Collegium, und Kirch neben der Brücken: wie auch die Hohe-Schul / oder Käisers Caroli IV. Collegium, neben andern Collegiis mehr. Gedachter Lupacius sagt / daß dieser Käiser die Hohe-Schul Anno 1348. angerichtet habe. Andere setzen das 60. theils das 66. und theils das 1370. Jahr. Welche etwan sehr berühmt gewesen / also / daß man vor dem Hussiten Krieg / über die 44. tausend Studenten / wie abermals Hagek bezeuget / von allerley Nationen / allda hat zehlen können; davon / als Johann Huß zu predigen angefangen / Anno 1409. innerhalb acht Tagen / über 40. tausend hinweg gezogen seyn; wiewol Aeneas Sylvius nur von 5000. und Dubravius von 24. tausend / schreiben thun. Und hat / nach solchem Krieg / sich diese Universität nie mehr recht erholen können; obschon der Zeit die Jesuiter / als die solche Hohe-Schul jetzt zu bestellen Anno 1622. erlangt / auch einen ziemlichen Zulauff haben sollen; sonderlich / weil auch die Landschafft-Schul in ihren Händen ist. Dann dieselbe / nach ihrer Außschaffung / noch zu End deß 1620. Jahrs / wieder allhie eingeführet / in ihr Collegium zu S. Clement: hergegen / in gemeldtem 1622. Jahr / die Evangelische Prediger zu Prag abgeschafft worden seyn.

Das Rathhauß in dieser alten Stadt ist vornemlich zu sehen / so einen hohen Thurn hat / daran ein sehr künstliches Uhrwerck / deßgleichen / so viel die Kunst anbelangt / in

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Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_105.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)