Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 137.jpg

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Teusing / oder Deusing.

Zwischen Landeck und Memeting gelegen / zehlet Hagek auch unter die Böhmische Städtlein. Anno 1640. befanden sich die Schwedischen allhie.


Thabor.

Diese Stadt liget auff der Strassen zwischen Budweiß und Prag / gar hoch / ist lustig / schön und vest erbauet / und der Cron Böheim einverleibt. Es heist das Böhmische Wort Thabor so viel auff Teutsch / als eine Pastey / Schantz oder Wallwerck / an einem Paß und Tabory Bratr so viel / als ein Rottgesell / Spießgesell / Schantzbruder / Schantzmann; wie Theobaldus im 2. Theil HussitenKriegs / cap. 12. p. 91. meldet / und auch daselbst der alten Böhmen Kleidung / Wehr und Waffen / wie sie zun Zeiten deß Hussiten-Kriegs gewesen / beschreibet; auch vorhero im 1. Buch / cap. 29. p. 138. von dem Ursprung dieser Stadt also schreibet: Zischka erwählet einen von Natur vesten Ort / so von den Böhmen Hradistie genant / darauff vorzeiten eine Vestung gestanden / Chotnow genant / doch durch vielfältige Krieg zerstöret worden. Diesen Ort nennet er Thabor / das ist auff Teutsch eine Schantz. Er gebot auch seinem Volck / daß ein jeglicher / wie sein Quartier damals war abgestochen / solte auffbauen / so Anno 1419. wie er / der Autor darfür hält / geschehen. Nicht weit davon lag die Stadt Aussig Setzemowo / so die Thaboriten Anno 1420. verbranten und schleifften / wie er am Ende deß 33. Capitels berichtet. Martinus Boregk schreibet in der Böhmischen Chronik / am 370. Blat hievon mit diesen Worten: Nicht weit vom Städtlein Auscha / so Zischka erobert / außgeplündert und angesteckt / an dem Wasser Lusinitz / umbgab er Anno 1419. den 21. Hornung / einen Ort mit Mauren / und nennte ihn Thabor. Obwoln diese Stadt mit hohen Felsen wol verwahret / so ist sie doch mit 2. Mauren umbgeben worden. Das Wasser Lusinitz laufft an dem mehrern Theil der Stadt / den übrigen Theil derselben umbgibet vollends nicht ein geringer Bach / welche / da sie sonst gerichts in die Lusinitz lieff / wird sie doch durch einen steinern Hübel verhindert / und muß / so lang die Stadt ist / auff der rechten Seiten ihren Lauff nehmen / und fällt erst am Ende der Stadt in das grösser Wasser der Raum / da man auff der Erden darzu kommen kan / (dann die beyde Wasser diesen Ort nicht vollend / wie ein Insul / mit Wasser umbgeben und beschliessen) ist kaum 30. Schuh breit. Daselbst ist ein tieffer Graben durch Arbeit gemacht / und eine dreyfache Mauer / in solcher Dicke / daß sie mit keinem Geschütz mag zerbrochen werden. Auff den Mauren sind viel Thürne und Vorwehren / welche von den Thaboriten an gelegenen Orten gebauet sind. In dem Wasser Lusinitz sollen auch Goldkörner gefunden werden / welche so groß sind / als die Kichern / welche man nicht reinigen / oder schmeltzen darff. Bißhieher Boregk. Siehe auch von diesem Ort Lupacium in Calend. Histor. ad 21. Februarii, welcher sagt / daß vorhin eine veste Stadt allda gestanden. Es haben folgends die Thaboriten / so man zu unsern Zeiten / die Brüder / und unrecht die Picarten genant / von dieser 10. kleine Meilen von Prag gelegenen Stadt (allda eine schöne Pfarrkirche / und sehr tieffe Keller; daher man im Sommer einen herrlichen Trunck da haben kan / auch das Bier allhier gebrauet / für sich selbsten gar gut ist) den Namen bekommen. Und muß der Bau anfangs so schleunig fortgangen seyn / daß gleich im Jahr 1420. Herr Ulrich von Rosenberg / auß Befehl Käiser Sigismundi, Thabor vergebens belägert / und darvor eingebüst hat. Obbesagter Theobaldus schreibet im 66. Capitel deß I. Theils / daß das Schloß Radischtie unterhalb Thabor / in Abwesen Procopii Rasi, der Thaboriten Generals / ausser Landes / von denen auff dem Schloß Bechinie erobert und angesteckt worden / in welchem viel Volcks verbronnen; und daß

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Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_137.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)