Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 152.jpg

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Quaden in der Morau / Moraugia, oder Mähren / ihren Sitz bekräfftiget; so haben sie / dem Namen gemäß / stätige Krieg / sonderlich mit den Römern / der Teutschen geschwornen Feinden / geführet. Sie haben auch deß Marobodui Befelch / aber doch unter einem eigenen König / auß dem Tudrischen Geschlecht / gefolget; wiewol dessen / wie auch der vorgehenden Könige / Namen / nicht zu finden. Als aber besagter / der Marcomannen / König / Maroboduus, oder Märbot / abgesetzt / und verjagt worden; so scheinet es / daß die Quaden unter deß Käisers Tiberii Gewalt gerathen seyen / weiln sie / vom Druso Caesare, den Vannium zum König sollen bekommen haben: der aber auch / weil er vollmächtig regiren wolte / verjagt worden; und haben seiner Schwester Söhne / Vangio und Sido, das Königreich Mähren / wie man vermeynt / unter sich also getheilet / daß der eine disseits deß Mari, oder der Marck / und der ander über derselben; jedoch unter deß Römischen Reichs / und deß Käisers Claudii, Schutz / regirten. Der Käiser M. Antoninus Philosophus, hat mit diesen Quaden / so in Pannoniam und Moesiam, eingefallen / so lang er gelebt / stätige Krieg geführet / und offt ansehnlich ihrentwegen triumphiret; biß er endlich / in der denckwürdigen Schlacht / mit den Marcomannen gehalten / die Quaden also zu Brett getrieben / daß sie unter das Römische Joch musten. Unter den Käisern Gordiano II. und Maximino, haben sich die Quaden fast mit allen Teutschen Völckern verbunden / und seyn / mit ihrem erwählten Feldherrn / dem Argunthe, in Moesiam und Thraciam, Römische Provinzien / eingefallen / und haben immer wieder mit den Römern zu thun / und noch ihre eigene König gehabt / biß der Römer Macht ab hergegen der Teutschen zugenommen; da dann die Quaden / unter Radagasto, Alarico, Godigisilo, Attila, Ardarico, Odoacro, der Teutschen Feld-Obristen / sich treulich haben gebrauchen lassen. Es wollen theils / daß das Noricum, der Gothen Teutschem König Theodorico unterworffen gewesen; und daß eben dieser Dieterich das Pannonien den Gepidis und Bulgaris, entzogen habe. Wann dem also / so scheinet es der Warheit ehnlich zu seyn / wann man darfür hält / daß Mährer / oder wie sie von den Slaven genennet werden / Morawáne / und Morawky / zugleich auch in deß gemeldten König Dieterichs Gebiet kommen seyen / als die Slaven / oder Wenden / allbereit selbiges Mährenland innen gehabt haben. Wann aber diese Slaven erstlich / nach Unterdruckung / und unter sich Vermischung der Quaden / in Mähren gelangt seyen / davon hat man bey den Historicis keine gewisse Nachrichtung. Hernach seyn die Moravi, unter den Bäyerischen und Fränckischen Königen gewesen; und / da sie abgefallen / und sich wild erzeiget haben / hat sie Käiser Carl der Grosse wieder zum Gehorsam gebracht / und gantz Mähren dem Teutschen Käiserthum unterworffen; wiewol solches Land dannoch seine Herren gehabt / unter welche es getheilt gewesen; deren / um selbige und folgende Zeit / diese genant werden / nemlich Moymarus, der Fürnemste / von etlichen ein König genant; Hormidurus, Ratimarus, Rasticus oder Ratisolaus, oder Rastize, Brynno und Hezilo. Mit besagtem Rastico oder Rastize, deß Moimari Enickel / der Teutschen grossen Feinde / hatte man viel zuthun. Und hat sonderlich Anno 864. König Ludwig in Teutschland / wider ihn gekrieget / und denselben zum Gehorsam gebracht; der aber auch folgends nicht geruhet hat; biß er endlich von seinem eignen Enick-Sohn / dem Zuentibaldo, gefangen / und in Bäyern geschickt worden; allda ihme Anno 871. die Augen außgestochen / und er in ein Closter gethan worden ist; da er sein übriges Leben elendiglich zugebracht hat. Und mit dem gedachten Zuentibaldo, den Carolomannus zum König in Mähren wieder erhöcht / hatte man auch folgends zu kriegen; dessen Sohn Suatebogus, von den Alten Zuenteboldus, und von Theils Suatoplucus genant / sich dem Käiser Arnolpho, hernach auch widersetzt hat; der ihn aber überwunden / und dahin gebracht / daß er Frieden begehren muste / den er auch erlangt hat / und bald hernach gestorben ist; verlassende zween Söhne / Moëmarum, und Suatebogum, oder / wie er von etlichen genant wird / Zuentebolchum; welche zween Brüder / mit dem Käiser Ludovico, deß Arnulphi Sohn / ein Bündnuß gemacht /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_152.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)