Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 218.jpg

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den 24. Heumonats / eingeführet / und die gantze Uhr abgeschafft worden ist. Es hat sonsten noch zween weite und zierliche Ring oder Plätz / als den Saltz-Ring / und den Neu-Marckt. So seynd da zwey grosse und wolversehene Zeughäuser: Item / unterschiedliche Kornhäuser / darauß in der Theurung der Burgerschafft mildiglich geholffen wird: Item / die Wage / das Kauffhauß / das Schmetterhauß und die Wasserkünste / in welchen auß der Oder und Ola / das Wasser in die Höhe gebracht / und durch Röhren in die Stadt / und fast in alle Häuser / geführet wird. Ausser dem Oder-Thor / im Schießwerder übet sich die Burgerschafft fast täglich mit den Büchsen und Musqueten; und kan das junge Volck / im Burger-Werder oder Werter auch seine absonderliche Lust haben. Es gibt auch schöne Gärten in und ausser der Stadt. Die Häuser an sich selbsten seyn prächtig / weit / hoch und ordentlich / sonderlich am grossen / und dem Saltzringe oder Marckt / erbauet. An der Oder siehet man noch drey oder vier sehr alte Häuser / mit Thürnen / darinnen / wie man vermeynt / der alten Schwäbischen Innwohner Fürsten / ehe die Slaven hieher kommen seyn / sollen gewohnet haben.

Es haben sich allhie / als in einer grossen Stadt / viel Sachen zugetragen; davon in Henelii Breslographia, beym Matthaeo Dressero, G. Braunen / Adr. Romano, Abraham Sauern / in ihren Städtbüchern; und sonderlich in der gemeldten Schlesischen Chronik deß Curei und Schikfusii, zu lesen ist. wir wollen allein etlicher wenigen gedencken; als / daß zun Zeiten deß Mieslai II. Sohns / deß Königs Casimiri in Polen / (der im Jahr 1041. auß dem Closter Cluniak in Franckreich / von den Polen / zum Regiment / abgeholt worden / und hernach Schlesien / auff gewisse Gedinge von den Böhmen wieder erlangt / und dieses Land darauff erbauet / gezieret und befestiget hat) Breßlau sich herfür zu thun begunte / daher auch / als diese Stadt an Menge deß Volcks / und herrlichen Gebäuen sehr zunahm / besagter König Casimirus das Bisthumb von Schmogra (so etliche Jahr / wegen der Kriegsläufften / im Städlein Pitschen gewesen) Anno 1052. hieher gen Breßlau verlegte / und es mit vielen Einkommen begabte. Sie / die Stadt kam hernach bey Uladislao, dem Großfürsten in Pohlen / der Anno 1102. gestorben / in Ungnade / die aber der Bischoff Ziroslaus mit ihm versöhnete. Anno 1109. belägerte Breßlau Käiser Heinrich der Fünffte / deme aber Boleslaus III. in Pohlen / mit täglichem Scharmützeln / grossen Abbruch gethan / also / daß der Käiser mit den Pohlen Fried gemacht hat. Umbs Jahr 1163. hielt sich Breßlau noch der Pohlnischen Sprach / und war noch auff Pohlnische Manier / und nicht so prächtig / wie folgends / gebauet: daher sie dann auch unterschiedliche Feuersbrunsten / als in den Jahren 1172. 1176. 1200. und 1219. außgestanden hat. Anno 1241. zur Zeit der Tartarn Einfall in Schlesien / haben die Burger die Stadt verlassen / sie angezündet / und sich ins Schloß begeben / so die Tartarn nicht erobern konten. Nach diesem ward bewilliget / daß sich die Stadt / zu desto zeitlicherm ihrem Auffnehmen / Teutschen Rechtens gebrauchen möchte: Da dann die alte unbillige Gesetze / und die Pohlnische dienstbare Beschwehrungen abgeschafft und auffgehaben / und die Stadt mit Freyheiten / wie andere Teutsche Städte / begabet und versehen worden. Damit nun hat Breßlau an Einwohnern trefflich zugenommen; und ist umbs Jahr 1260. wieder mit neuen Gebäuen gezieret worden: Aber Anno 1341. den 7. Herbstmonats / brante sie wieder schier gar auß. Nach dem Brand / ward sie gar auff eine neue Form und Art angelegt / und fast alle Häuser und Gassen / gar ordentlich / und von Steinen auffgeführet. Besagter Cureus schreibet im I. Theil / am 128. Blat / daß Käiser Carl der Vierte / König in Böheim / im Jahr 1353. die Stadt auffs neu hab erbauen / und über die Oels hinauß ein groß Theil erweitern lassen; zu welcher Zeit er auch die obgedachte schöne Kirch zu S. Dorotheen erbauet. Und sagt ferner / daß dieser Käiser die Gassen und Plätze in Breßlau / so ordentlich abgetheilet habe / daß diese Stadt an Zierde und lustiger Gelegenheit / keiner Stadt in Teutschland etwas nachgebe. Er finde auch / daß bey dieses Käisers Regirung die Teutsche Sprach dieser Orten (sonderlich) angangen / und daß man Teutsche Brieff zu schreiben angefangen / da man vorhin in privat- und offentlichen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_218.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)