Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 240.jpg

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fruchtbar. Ist älter / als Freystatt / deren sie nicht viel ungleich ist / und möchte zun Zeiten Hertzogs Henrici Barbati, so gern hierum gejaget hat / auffkommen seyn; wiewol ihrer erst Anno 1309. in den Brieffen gedacht wird. Sie hat wegen der unvermögenden Glogauischen Fürsten / viel Herren gehabt / und ist letztlich unter die Hertzogen von Teschen kommen / Frau Margaretha / geborne von Cilli / Uladislai Hertzogs zu Glogau Wittib / hat sie wider Hertzog Hansens zu Sagan Gewalt / und Tyranney / in dem Guhrischen Krieg / geschützet / ihr viel Freyheiten geben / und sie mit den Ober- und Nieder-Gerichten / in ihrem Revier / begnadet. Sie ist / nach besagtem Krieg im Jahr 1480. geführet / in diesem Jahr allhie gestorben / und / zu Glogau / in die Thum-Kirch / gelegt worden. Anno 1457. den 6. Herbstmonat / brante diese Stadt Guhra / samt der Kirchen / gantz ab. Folgends / Anno 1478. die Nacht vor der Himmelfahrt / brante sie / biß auff 40. Häuser und die Kirchen / wieder gar auß. Anno 1640. war sie noch mit Schwedisch-Stalhansischen besetzt. Anno 1642. nahm sie der Käiserliche General / Herr Frantz Albrecht / Hertzog von Sachsen / Lauenburg / auff Gnad und Ungnad / ein / und stellete das Volck unter. Aber / nachdem der Schwedische Feld-Marschall Torstensohn Groß-Glogau erobert; so haben seine Leute auch Guhra / nach dem andern Sturm / wieder einbekommen / und übel darinnen gehauset.


Hain / Hayn.

Von theils unrecht Han genant / ein Städtlein / 2. Meilen von Lignitz / und im selbigen Hertzogthum / auch 3. Meilen von Buntzel / beym Wasser Deichsa / gelegen; so / samt seinen darzu gehörigen Flecken und Dörffern / einen besondern Cräiß / oder Gebiet / machet. Anno 1427. haben die Hussiten auß Böheim allhie die Knaben in der Schul / die Priester in der Kirchen / und sonsten viel Menschen erschlagen. Anno 1469. hat Hertzog Heinrich zu Münsterberg dieses Städtlein / so wider seinen Herrn Vatter / König Görg in Böheim / der Religion halber / gewesen / gebrandtschätzt. Anno 1581. den 26. Aprilis / brante Hain / von bösen Buben angesteckt / gar ab. Die Thäter wurden deß Jahrs 1583. gefangen und geschmöckt; wie in deß Curei Schlesischen Chronik / part. 2. fol. 169. stehet. Was bey dem jetzigen unserm unglückhafften Krieg allhie vorgangen seyn mag; das befindet sich nicht eigentlich auffgezeichnet.


Herrnstat.

An der Bartsch / über der Oder / an den Polnischen Gräntzen / nahend Wintzig und Guhra / im Wolauischen Fürstenthum gelegen; welcher Ort aber zum Lignitzischen Hertzogthum gerechnet wird; so zwar Jonas Scultetus, in seiner Lignitzischen Tafel nicht; aber Martinus Helwigius Nissensis, der Schlesische General; und eben auch besagter Jonas Scultetus Sprotta-Silesius, in Silesiae Inferioris tabula, eingebracht haben. Ist ums Jahr 1329. Glogauisch / und zu deß Königs Matthiae in Ungarn Zeiten / Donisch gewesen. Anno 1578. auff dem Fürsten-Tag zu Breßlau / ward geschlossen / diese Stadt bevestigen zu lassen. Anno 1639. und 40. wurden die Schwedischen allhie / von den Käiserlichen auß Lignitz / überfallen. Anno 1642. eroberte Hertzog Frantz Albrecht von Sachsen Lauenburg / Käiserlicher General / dieses Lignitzische Städtlein / auff Gnad und Ungnad / und stellete die darinn gelegene Schweden unter. Aber bald hernach / haben die Schwedisch-Torstensohnischen diesen Ort wieder einbekommen. Kam folgends abermals an die Käiserlichen; aber Anno 45. im Jenner / eroberten die Schwedischen das Schloß allhie wieder mit Accord.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_240.jpg&oldid=- (Version vom 8.9.2022)