Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 272.jpg

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Prebus / Pribus / Prebs.

Eine feine Stadt im Saganischen Fürstenthum / an der Görlitzischen Neisse / und den Ober-Laußnitzischen Gräntzen gelegen. Hat vor Jahren zum Hertzogthum Groß-Glogau gehört / und werden in der Schlesischen Chronik lib. 4. cap. 37. fol. 244. seq. sehr viel Dörffer erzehlet / so unter derselben Gebiet seyn: daselbsten auch / und im folgenden Capitel / von diesem Ort ein mehrers zu finden ist. Hertzog Hanß zu Glogau / und Sagan / hat seinen Bruder / Hertzog Baltzern / allhie zu Prebus in den runden Thurn über der Neisse / (der noch heutiges Tages allhie zu sehen) gefänglich legen / und übel halten lassen / darinnen er auch / wenig Zeit hernach / von wegen deß bösen Gestancks / und einer zugeschlagenen Kranckheit halben / Anno 1472. gestorben ist.


Primmikau / Primnickau.

Ein Städtlein im Glogauischen Fürstenthum / nahend dem Wasser Sprotta / und nicht sonders weit von der Stadt Sprottau / so seinen Namen vom Hertzog Primislao zu Sprottau hat / welcher gerühmet wird / daß er grossen Fleiß / sein Ländlein zu bessern / und in Auffnehmen zu bringen / angewendet habe.


Ratibor.

Ist die Haupt-Stadt deß in Ober-Schlesien gelegenen Fürstenthums dieses Namens / davon auch oben bey Oppelen etwas gesagt worden / und in welches / so sich in das Böhmische Gebürg erstrecket / und das Land Mähren erreichet / die Städte / Oderberg / Sora / Ribenick / Pilzowitz und Mieslowitz / gehörig seyn. Hat vorhin eigene Fürsten gehabt / auß welchen der letzte / Valentinus genant / Anno 1516. gestorben / und ist darauff dieses Land der Cron Böheim dergestalt einverleibt worden / daß es mit Oppeln / zu ewigen Zeiten / beysammen bleiben solle. Besagte Haupt-Stadt Ratibor / ist allbereit vor dem Jahr 1164. erbauet gewesen. Ligt an einem lustigen Ort / 6. Meilen über Oppeln. Hat frische Lufft / erwünschten Waitzen- und Korn-Boden / schöne Wiesen / fruchtbare Obst-Gärten; und bringet ihr der neben sich hinab streichende Oder-Fluß gute Gelegenheit. In der Stadt hat es eine schöne Stifftskirche / einen Probst / Dechant / 14. Chor-Herren / und Vicarien: Item / ein Jungfrauen-Closter / zum H. Geist genant / und ein grosses Hospital. Es seyn auch Jesuiten der Zeit allhie; allda es ingleichem vor diesem der Augspurgischen Confession zugethane Leut geben hat. Es ist aber hernach mit denselben scharpff verfahren / und sie endlich außgejagt worden. Sonsten hat es allhie auch noch ein altes Fürstliches Hauß / hart an der Oder / und ein fein steinern Rathhauß. Die Privathäuser aber seyn mehrern Theils von Holtz. Hat starcke Thor / dicke Mauren und grosse Wälder: ist auch wolfeyl allda / vor diesem / zu zehren gewesen. Sie / die Stadt / führet im rothen Schilde einen halben weissen Adler / und ein halb weisses Rad. Hat durch Krieg / Wasser und Feuer / viel außstehen müssen / wie sie dann in den Jahren 1249. und 1574. und zwar das letzte mal / durch einen Büchsen Schuß im Stall (siehe die Schlesische Chronik lib. 4. cap. 19. fol. 131.) abgebronnen; hat auch Anno 1637. eine grosse Feuers-Brunst erlitten. Anno 1627. konten diese Stadt

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Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_272.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)