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ἑαυτοὺς (der Infinitiv erhält nach lateinischer Weise als Subjekt das reflexive Pronomen. Blaß 233) καὶ οὐκ εἰσίν (V. 2) ἀλλὰ συναγωγὴ τοῦ σατανᾶ. Unter diesen die Christengemeinde verfolgenden „Juden“ sind nicht judaisierende Irrlehrer, sondern einfach Juden zu verstehen. Vgl. noch Mart. Polyk. 12,2: ἅπαν τὸ πλῆθος ἐθνῶν τε καὶ Ἰουδαίων τῶν τὴν Σμύρναν κατοικούντων ἀκατασχέτῳ θυμῷ καὶ μεγάλῃ φωνῇ ἐβόα (13,1; 17,2). Was für eine βλασφημία von Seiten der Juden gemeint sein mag, ist nicht sicher festzustellen. Es mag sein, daß sie die Christen wegen revolutionären Wesens und Unruhestiftung verleumdeten. In Gegensatz zu dem Anspruch der Juden, συναγωγὴ κυρίου (Num 16,3; 20,4; 31,16; συναγωγὴ ὁσίων Ps Salom 17,16) zu sein, tritt hier das Urteil, daß diese Juden vielmehr des Satans Synagoge seien. Das Wort συναγωγή (nicht ἐκκλησία) ist wohl mit Absicht gewählt. Deutlich ist, daß hier ein Christ schreibt, der den Judennamen als solchen unbedingt hochhält, der also selbst Judenchrist ist. Ganz anders ist die Stimmung des vierten Evangeliums gegenüber den Ἰουδαῖοι. Keinesfalls sind also die Ἰουδαῖοι mit den ψευδαπόστολοι im ersten Sendschreiben zu identifizieren.

2,10. μηδὲν[1] (nichts von dem was ...) φόβου, ἃ μέλλεις πάσχειν[2]. ἰδοὺ[3] μέλλει βάλλειν[4] ὁ διάβολος ἐξ ὑμῶν[5] (s. Einleitung S. 166, Winer § 47, S. 343) εἰς φυλακὴν ἵνα πειρασθῆτε. Da hier Gefängnis als drohende Gefahr genannt wird, so kann es sich nur um Verfolgungen handeln, bei denen, wenn sie auch von Juden ausgingen, doch die heidnische Obrigkeit beteiligt war (Dstd., Hltzm.). Der Ausdsuck διάβολος soll nach Sp. gewählt sein, um an jüdische Verleumdung zu erinnern (Akt 13,50; 14,2; 17,5.13; 18,12). Dagegen machte schon Dstd. geltend, daß man dann vor allem συναγωγὴ τοῦ διαβόλου erwarten sollte. καὶ ἕξετε[6] θλίψιν ἡμερῶν[7] δέκα. Eine Frist von zehn Tagen findet sich auch Dan 1,12.14 (Num 11,19) Sp. Durch die runde Zahl wird die Kürze der Verfolgungszeit angedeutet. Von einem vaticinium ex eventu kann hier nicht die Rede sein. γίνου (nicht ἴσθι) πιστὸς ἄχρι θανάτου. Diese Ermahnung charakterisiert die Heftigkeit der erwarteten Verfolgung. καὶ δώσω σοι τὸν στέφανον τῆς ζωῆς. Ob das Bild vom Lebenskranz in der eschatologischen Sprache ausschließlich der Sitte der Verleihung von Siegeskronen bei den Kampfesspielen (II Tim 2,5; I Pt 5,4; [I Kor 9,24; Phil 3,14]) entlehnt ist, steht dahin. Strahlenkrone, Strahlenkränze sind das Abzeichen der Lichtgötter. Daraus scheint die eschatologische Idee entstanden zu sein, daß die seligen Frommen Lichtkränze trugen. Greßmann, Ursprung der israelit. jüd.


  1. μη ACQ c a; doch ist die schwerere Lesart vorzuziehen.
  2. ACP An.; παθειν Q Rel. s. o. S. 169.
  3. ACP An.¹²⁴⁵ g vg s¹ Pr.; + δη Rel.
  4. (ℵ)ACP An.¹⁴; βαλειν Q Rel. (ℵ βαλλειν βαλιν). s. o. S. 169.
  5. εξ υμων ο διαβολος ℵ 1. 46. 80. 161 g.
  6. εχητε A 36. 81. Pr. (g >) ist falsche Konformation nach dem vorangegangenen πειρασθητε, da εξετε als ein neuer Hauptsatz aufzufassen ist. (εχετε CP 1. 11. 12 ist wieder aus der Lesart εχητε entstanden).
  7. ACP An. Pr.; die übrigen ημερας
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S209.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)