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Sprachgebrauch entsprechende Umschreibung der Formel „vor Gott“ ist; vgl. Lk 15,10; 12,8f. Religion des Judentums 308. Dann stünde ἐν. τοῦ ἀρνίου an völlig richtigem Platz, und wir hätten hier wieder einen neuen Beweis für jüdische Bedingtheit der religiösen Sprache des Apok.

14,11. καὶ ὁ καπνὸς τοῦ βασανισμοῦ αὐτῶν εἰς αἰῶνας αἰώνων[1] ἀναβαίνει. 18,9; 19,3; 20,10; vgl. Jes. 34,10: καὶ ἔσται ἡ γῆ ... καιομένη νυκτὸς καὶ ἡμέρας καὶ οὐ σβεσθήσεται εἰς τὸν αἰῶνα χρόνον καὶ ἀναβήσεται ὁ καπνὸς αὐτῆς ἄνω. — βασανισμός steht hier passivisch im Sinne von βάσανος (Dstd.). καὶ οὐκ ἔχουσιν ἀνάπαυσιν ἡμέρας καὶ νυκτός οἱ προσκυνοῦντες τὸ θηρίον καὶ τὴν εἰκόνα αὐτοῦ, καὶ εἴ τις λαμβάνει τὸ χάραγμα τοῦ ὀνόματος αὐτοῦ. Der Apok. redet hier mit ganz besonderem Nachdruck, man beachte das Drohende: Und wenn jemand das Zeichen seines Namens annimmt! Mit machtvollem Ernst hält er unmittelbar vor dem großen entscheidenden Kampf den Gläubigen das Schicksal vor Augen, das jedem, der im Kampf mit dem Tier zu Falle kommt, droht. In diesen und den folgenden Versen wird die Tendenz der Apk ganz deutlich. Sie will ein Kriegsmanifest gegen den Cäsarenkultus sein.

14,12. ὧδε ἡ ὑπομονὴ τῶν ἁγίων ἐστίν. Der Apok. fällt gerade in den Kapiteln 12-14 sehr oft aus der Rolle des beobachtenden Visionärs heraus und redet selbst zu seinen Zeitgenossen. Zum zweiten Mal (vgl. 13,9-10) setzt er hier mit einer Mahnung, welche die Hörer packen soll, ein. Man denke sich diese Verse in den gottesdienstlichen Versammlungen der Gläubigen in den Zeiten, da sich das Unwetter gegen sie zusammenballte, verlesen. οἱ τηροῦντες τὰς ἐντολὰς τοῦ θεοῦ καὶ τὴν πίστιν Ἰησοῦ. Der Apok. gebraucht Ἰησοῦς, nicht Ἰησοῦς Χριστός s. o. S. 176. Die Konstruktion ist völlig formlos. Zu erklären ist: Hier gilt es die Geduld der Heiligen, derjenigen, welche die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus wahren. „Glauben an Jesus“ ist zu übersetzen und nicht „Glauben oder Treue Jesu“. Mit dieser Wendung greift der Apok. auf 12,17 zurück: τοὺς ἔχοντας τὰς ἐντολὰς τοῦ θεοῦ καὶ τὴν μαρτυρίαν Ἰησοῦ. Die Gläubigen, denen dort der Kampf mit dem Drachen gedroht ward, werden hier noch einmal ermahnt, im Kampf zu bestehen.

14,13. καὶ ἤκουσα φωνῆς ἐκ τοῦ οὐρανοῦ λεγούσης· γράψον· μακάριοι οἱ νεκροὶ οἱ ἐν κυρίῳ ἀποθνήσκοντες ἀπάρτι[2]. Die Sprache des Apok. wird flammend. In glühender Leidenschaftlichkeit ruft er zum Martyrium auf: „Selig sind die Toten, die von nun an (d. h. von dem großen nunmehr beginnenden Kampfe an) im Herrn sterben“. ἀπάρτι ist also zu ἀποθνήσκοντες zu ziehen (Züll.), nicht auf μακάριοι, so daß der Apok. mit dieser Wendung nur auf das bald kommende Ende hinwiese (Dstd., Hltzm. und die meisten Ausleger). ἀποθνήσκειν steht hier im Sinne von ἀποκτανθῆναι. Joh 11,50; 19,7; Züll. Gegen die Beziehung auf das Martyrium darf man übrigens nicht mit Dstd. aus dem ἐν κυρίῳ argumentieren.


  1. αιωνα αιωνος C An.² (α - ων P 1 al.).
  2. So ist mit den besseren Codices zu interpunktieren.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S386.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)